Die Bedeutung des kollektiven und des individuellen Gedächtnisses nach Maurice Halbwachs ist der Ausgangspunkt für die Überlegungen des Historikers Walter Mühlhausen über die Rolle des 9. November in der deutschen Geschichte. Am 9. November 1918 beendete die Revolution das im Januar 1871 in Versailles gegründete Deutsche Kaiserreich; am 9. November 1923 putschte Adolf Hitler in München; am 9. November 1938 brannten im Reich die Synagogen; am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer – und ebnete damit den Weg zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten zu einem Staat. Ist der 9. November wirklich der Schicksalstag in der deutschen Geschichte; oder ist das Gedenken eine von Politik und Gesellschaft gewollte Konstruktion? Im Vortrag geht Walter Mühlhausen auf diese wichtigen Erinnerungstage ein, verbunden mit der Frage, wie aus diesen historischen Ereignissen institutionalisierte Gedenktage wurden (oder auch nicht). Offen bleibt weiterhin die Frage, wie der 9. November in Deutschland begangen werden soll.
Professor Dr. Walter Mühlhausen (*1956) studierte und promovierte in Kassel in Neuere und Neueste Geschichte. Von 1986 bis 2008 war er stellvertretender Geschäftsführer und ist seit 2008 Geschäftsführer der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, Heidelberg. Seit 2006 lehrt er Geschichte an der Technischen Universität Darmstadt. Seine Habilitation über „Friedrich Ebert 1871-1925. Reichspräsident der Weimarer Republik“ (2006) ist nicht nur die erste umfangreiche wissenschaftliche Auseinandersetzung über das erste freigewählte deutsche Staatsoberhaupt, sie weist auch auf den politischen und gesellschaftlichen Handlungsspielraum Eberts in den Anfangsjahren der Weimarer Republik hin.
Conférence en langue allemande. Résumé écrit en français disponible.
En partenariat avec le Département d’allemand de l’Université Paul-Valéry Montpellier III.
Heure :
19:00 h
Adresse :
Salle Pétrarque
2 place Pétrarque
34000 Montpellier