Rencontre en allemand.
Die 1978 im Iran geborene und in Köln aufgewachsene Schriftstellerin lebt seit 2012 in Graz. Für die Jury des Ingeborg-Bachmannpreises, den sie im Jahr 2021 mit ihrem Text Der Cousin gewonnen hat, gilt sie als eine der spannendsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. 2017 erhielt sie für ihren Roman Sechzehn Wörter den Debütpreis des Österreichischen Buchpreises, 2020 erschien ihr Roman Das Paradies meines Nachbarn. Fern von europäischem Denken und westlichen Stereotypen wirft Nava Ebrahimi einen anderen, aufklärenden Blick auf den Iran. Ein Land, dessen Menschen, und vor allem die Jugend, schon seit Jahren um Demokratie und Freiheit kämpfen.
Zerrissenheit, Orientierungslosigkeit, Sprachlosigkeit sind zentrale Themen, die sowohl in Nava Ebrahimis Romanen als auch im Text Der Cousin immer wieder im Fokus stehen. Ihre Figuren zerreißen auf dem Papier, zwischen den Buchstaben, in den Worten und Zeilen. Mit viel Fingerspitzengefühl, Humor, ironischem Scharfsinn gelingt es der Autorin die einzelnen Wortfetzen und Papierschnipsel zu rekonstruieren und ein faszinierendes Werk zu schaffen.
In Montpellier liest Nava Ebrahimi aus Der Cousin, ein vielschichtiger Text über Fluchterfahrung und die mühsame Überwindung von Sprachlosigkeit. Eine Cousine und ein Cousin thematisieren bei einem Treffen künstlerisch ihre Vergangenheit. Er ist Tänzer und lebt in New York, sie ist eine Schriftstellerin aus Europa.
Cousin und Cousine verbringen die frühesten Kindheitsjahre gemeinsam. Die erdrückende politische Lage im Land zwingt die Familien jedoch, trennende Wege einzuschlagen. Trotz der unterschiedlichen Laufbahnen, sie eine erfolgreiche Autorin in Europa, er ein renommierter Tänzer in den USA, verbindet die beiden ein intensives Band, das wohl nur durch verworrene und oftmals unausgesprochene Familiengeschichten entsteht. Mit stechender Expressivität offenbart Kian seiner jüngeren Cousine in einer perfekt inszenierten Tanzvorstellung das bis dahin totgeschwiegene Familiengeheimnis. Was übrig bleibt, sind Schockstarre, betäubender Applaus und zwei Gestalten, die nun nur noch verlorener sind.
En coopération avec le OeAD, le Forum culturel autrichien et l’Université Paul-Valéry.
Heure :
18:30 h
Adresse :
Maison de Heidelberg
4 rue des Trésoriers de la Bourse
34000 Montpelllier