Katharina, 29. Juni 2021, Montpellier:
Morgens um halb neun mache ich mich wie nun schon seit einigen Wochen auf den Weg zur Arbeit. Auf den Straßen von Montpellier ist ein geschäftiges Treiben. Viele genießen beim ihrem Lieblingsbäcker den morgendlichen Kaffee mit einem Croissant in der Sonne. Es ist warm geworden, Frauen tragen bunte Sommerkleider und man freut sich bereits auf den kommenden Sommerurlaub. Nun ist er also da. Der Sommer, nach dem wir uns an den grauen Regentagen im Homeoffice gesehnt haben. Der Sommer, in dem dann hoffentlich alles besser ist und das Leben endlich wieder normal wird.
Und die Lage ist in der Tat besser geworden. Restaurants konnten nach Monaten der Schließung wieder öffnen, die Leute stöbern in den Läden, erste Touristen kommen in die Stadt und das Leben scheint wieder begonnen zu haben. Die Zahlen sinken endlich und ich kann nun schon seit einigen Wochen ins Büro gehen. Mein Schreibtisch zu Hause findet kaum noch Beachtung und ich freue mich auf die ganzen sozialen Kontakte, ganz ohne Video-Konferenz.
Doch ich merke auch, dass viele bereits zu vergessen scheinen, dass das Virus trotzdem noch gegenwärtig ist. Ich kann sie gut verstehen. Irgendwann hat man keine Geduld mehr. Aber ich zähle mich dann doch zu der vorsichtigeren Seite der Bevölkerung. Der ganzen Freiheit kann ich noch nicht trauen, die Menschenmassen ohne Maske sind für mich noch eine Gefahr. Doch die kleinen banalen Dinge, die auch mir so lange gefehlt haben, erfreuen mich sehr. Das Stöbern in den kleinen Geschäften der Altstadt, ein Pistazieneis im Park und vor allem die Menschen, die ich nun wieder treffen kann. Ich hoffe sehr, dass wir uns nun wirklich dem Ende nähern, dass es fast geschafft ist und dass unser Corona-Leben dann Geschichte ist. Doch bis dahin werde ich weiter aufpassen und dennoch meinen Sommer genießen.
Julia, 26. Mai 2021, Montpellier:
Déconfinement… Endlich! Es fühlt sich an wie das Erreichen der Zielgeraden nach einem anstrengenden Marathonlauf. Seit Emmanuel Macron Ende April den 4-Stufen-Plan vorgestellt hatte, fieberte man nur so auf die jeweiligen Stichtage hin, vor allem aber auf den 19. Mai. Ich habe das Gefühl, dass bei manchen Leuten die Vorfreude so groß war wie vor dem eigenen Geburtstag.
Erst vor ein paar Tagen, als ich durch Montpellier geschlendert bin, nahm ich eine allgemeine Aufbruchsstimmung wahr. Viele Leute spazierten durch die kleinen Gassen und warfen einen sehnsüchtigen Blick in die Schaufenster der Geschäfte. Währenddessen fingen die Restaurantbesitzer an, ihre Außenterrassen aufzubauen. Stühle wurden geschrubbt, Tische wurden platziert und Speisekarten wurden verteilt. Ich lief am Platz Jean Jaurès entlang und sah vereinzelt ein paar Familien mit Kindern, die ein Eis schleckten. Noch war der Platz, wo einst das Leben tobte und sich abends nach der Arbeit zum Aperitif getroffen wurde, verlassen. All das sollte sich aber bald ändern…
Corona, Lockdown, Maske, Sperrstunde… mittlerweile gehören diese Begriffe zum täglichen Leben dazu. Kaum zu glauben, dass das Virus uns schon seit mehr als einem Jahr im Griff hat. Es ist so viel passiert in den vergangenen Monaten. Trotzdem hat man oft den gegenteiligen Eindruck.
Obwohl bis letzten Mittwoch noch Lockdown war und die ganz normalen Corona-Regeln galten, merkte man dennoch, dass sich bald etwas ändern würde. Hier ein kleines Beispiel:
Nach der Arbeit ging ich oft zur Promenade du Peyrou, um die kurze Zeit vor der Sperrstunde noch auszunutzen. Ich war immer wieder überrascht, wie viele junge Erwachsene sich abends dort auf ein gemeinsames Bier trafen. In kleinen Gruppen saßen sie auf der Wiese und unterhielten sich heiter. Im Nachhinein könnte man sagen, dass dies schon ein kleiner Vorgeschmack auf die Zeit nach dem 19. Mai war.
Für mich ist das déconfinement der Anlass für ein zweites Kennenlernen von Montpellier. Da ich erst Anfang Mai angekommen bin, habe ich die Stadt bis jetzt nur im Lockdown erlebt. Trotz der vielen Einschränkungen konnte ich dennoch bereits viele schöne Seiten von meinem neuen Zuhause sehen. In der ersten Woche bin ich durch die leeren Gassen auf der Suche nach neuen Straßenkunstwerken spaziert, verweilte in den verschiedenen Parks und fuhr mit dem Fahrrad zum Strand. Als ich jedoch am Mittwochmorgen, am ersten Tag des déconfinements, auf dem Weg zur Arbeit war, erkannte ich die Stadt gar nicht wieder…
In meiner Heimat in Deutschland werde ich oft gefragt, wie die Lage aktuell in Frankreich ist. Obwohl die beiden Länder nebeneinanderliegen, gibt es doch grundlegende Unterschiede im Krisenmanagement. Deutschland befindet sich im Gegensatz zu Frankreich weiterhin irgendwo zwischen Lockdown und Öffnungsstrategie. Vielleicht beobachtet man auch erstmal vorsichtig, wie es bei den Nachbarn aussieht, um dann selbst weitere Schritte zu planen…
Nach nunmehr als 8 Monaten frühe Sperrstunde und teilweisen Lockdown erwacht Montpellier aus seinem „Winterschlaf“. Passend, wo es doch langsam immer sommerlicher wird.
Endlich kann man wieder durch die Stadt schlendern, shoppen gehen, beim Lieblingsrestaurant auf der Terrasse sitzen oder ein Theater besuchen. Besonders die Kulturbranche atmet auf. Zwar ist es immer noch nicht möglich, die Besucher in vollem Umfang zu empfangen, doch alleine die Möglichkeit zu öffnen und das kulturelle Leben wiederzubeleben, weckt Hoffnung.
Mit der Rückkehr der Menschen in die Stadt schwindet auch die Anonymität, die in Zeiten von Corona mehr und mehr spürbar war. Es gab keinen Grund, in der Innenstadt zu verweilen oder spontan ins Gespräch mit anderen Leuten zu kommen. Jetzt, wo die Außenterrassen wieder geöffnet sind, kann man wieder das altbekannte Stimmenwirrwarr vernehmen.
Eigentlich ging ich davon aus, dass es eine Zeit braucht, bis die Leute es wagen, wieder in die Stadt zu kommen und in die Bars zu gehen… Da habe ich mich gewaltig getäuscht. Schon zur Mittagszeit waren alle Plätze auf den Außenterrassen der Restaurants besetzt. Die Pechvögel, die keinen Platz ergattern konnten, warteten ungeduldig vor den Terrassen auf die nächstbeste Gelegenheit. Abends wurde die Stadt von den jungen Leuten eingenommen. Popmusik, Gläserklirren und lautes Lachen füllten den Platz. Für einen Moment hätte man denken können, dass man sich in Vor-Corona-Zeiten befindet, doch die Masken an den Handgelenken und die Absperrungen neben den Bars holten einen schnell wieder zurück in die Gegenwart.
Natürlich ist es noch nicht geschafft und jedes Stückchen Freiheit ist mit Vorsicht zu genießen, da sich die Lage schnell wieder ändern kann. Diese Erfahrung haben wir ja bereits letztes Jahr gemacht. Beim Anblick der vielen Menschen in den Restaurants und Bars kam mir zugegebenermaßen schon ein mulmiges Gefühl auf. Noch sind die Fallzahlen ziemlich hoch und sie können jederzeit wieder schlagartig steigen. Ich habe etwas Sorge, dass wir dies bei den vielen neuen Freiheiten, die wir erhalten haben, schnell vergessen können…
Trotzdem ist der Wunsch nach einem normalen Sommer absolut verständlich. Die nächsten Tage werden bestimmt schnell vergehen und bald schon erreichen wir die dritte Etappe. Schritt für Schritt lebt Montpellier auf und zeigt sein altbekanntes Gesicht. Ich freue mich schon darauf, immer mehr Facetten der Stadt kennenzulernen und wer weiß, was in Zukunft wieder alles möglich sein wird…
S., 8 avril, Montpellier : Pas le même confinement.
Je veux parler de télétravail. Plus précisément de ces entreprises qui se croient tout permis. Leur plan sanitaire consiste en la distribution de 5 masques en tissu cousues en Asie aux plus de 80 salariées travaillant en open space sans fenêtres que l’on pourrait ouvrir. Les employés étant majoritairement jeunes, on se la joue bon enfant. On fait semblant de veiller au respect des gestes barrières, mais en vérité, le masque de qualité médiocre ne tient plus très bien en place après d’innombrables lavages subis depuis la distribution en mai 2020. Mais les boss, au moins, ne risquent rien – ils sont vaccinés avant tout le monde (même avant leur propre parents pourrait-on supposer), bien que ce n’était pas leur tour. Il suffit de connaître du beau monde à Montpellier. On s’explique mieux cette prise à la légère générale de la pandémie au sein d’une certaine bulle montpelliéraine.
Pourtant, cette boîte huppée s’est confinée en mars 2020 comme toute la France. L’ensemble des employés s’étaient alors retrouvés en télétravail à 100% – pourtant déclaré en activité partielle pour la plupart du temps. Il serait d’ailleurs plus précis de dire chômage technique, car les heures actives auraient dues êtres au nombre de 0, mais il est plus réaliste de croire qu’entre ceux qui jouaient aux jeux vidéos et ceux qui faisaient un double temps-plein, en moyenne, tout le monde travaillait plus ou moins autant qu’avant la pandémie. C’est peut-être parce que cette arnaque était devenue trop difficilement applicable pour la boîte que l’on a décidé, lors du deuxième confinement en novembre, de se dire télétravail-incompatible. Evidemment que les jeunes employés ont adhéré au concept. Qui voudrait s’enfermer encore une fois chez soi pour travailler sur sa commode de chambre ou sur la table basse du salon en surveillant les enfants – le tout pour 70% du salaire ?
Le quotidien de ses salariés ne change pas de manière notable entre couvre-feu à 18h et couvre-feu à 19h, ni entre confinement et pas-confinement. On partage le déjeuner et on prend l’apéro ensemble. On n’hésite pas à convoquer des personnes extérieures pour des réunions. Ce n’est pas l’équipement technique qui manque, mais on préfère, car « il y a trop d’informations qui se perdent sinon et tout le monde le fait. » Dans la même logique, on ne refuse aucune des invitations à des déjeuners qu’organisent les entreprises du bâtiment pour ne pas être oubliées lors de l’appel d’offre. On est entre soi, on ne risque rien. On se suffit, puisqu’on est suffisamment nombreux.
J’hésite ici à contraster ce joyeux quotidien avec le mien car je risque de rendre cette boîte reconnaissable. Ce n’est pas mon but car elle n’est qu’un exemple parmi tant d’autres. En même temps, je sens en moi-même l’envie de dénonciation qui s’éveille, ce qui me paraît tragique : Deviendrais-je le stéréotype de ma nationalité ? Décidée de ne pas retourner complètement au télétravail, j’alterne plusieurs fois par semaine entre « homeoffice » et trajet en TER pour aller au bureau, respirer l’air du centre-ville montpelliérain. Seule dans mon bureau, je n’y risque rien et je ne mets en danger personne quand je suis sur place, mais je profite d’échanger avec l’une de mes trois collègues qui sont chacune dans leur bureau respectif. Depuis le premier confinement, nous ne nous croisons que peu en réalité : Cela fait longtemps que nous ne déjeunons plus ensemble et les petites questions peuvent être réglées via Teams, la nouvelle meilleure copine de l’équipe. Cette envie de regagner le bureau vient surtout du fait que dans le domaine de la culture, il n’y a maintenant plus grande chose à faire si ce n’est de gérer la lassitude. J’en profite alors pour bouger des objets, m’attaquer à la structure pour profiter du moment afin de l’améliorer. Et c’est quelque chose que je ne pourrais faire dans ma cuisine.
Parfaitement consciente que ma situation est assez privilégiée, je ne peux m’empêcher d’en vouloir à ces entreprises qui ne jouent pas le jeu. « Si tout le monde fait comme eux, on n’est pas sortie de l’auberge », me dis-je et ça m’inquiète et me met en colère. Et puis, qu’est-ce que c’est injuste ! Assoiffée d’expérience collectives, je suis jalouse du spectacle qui se joue dans certaines entreprises. Même si ma situation de confinement se présente comme une évidence vu le travail que j’ai choisi et le poste que j’occupe, je souffre de cette comparaison. J’ai moins d’une poignée de fréquentations « en présentiel » au quotidien, y compris mon conjoint et mon chien, et on ne peut les qualifier de particulièrement intenses. Certes, mes collègues sont supers et on continue de rigoler derrière nos masques, mais on se voit moins, on a mis des barrières. Je n’ai vu ma famille qu’une fois ces 12 derniers mois et il en est de même pour la plupart de mes amis qui ne vivent pas dans un rayon covid-compatible. Et malgré que j’ai l’habitude d’entretenir des relations riches à distance, je constate soudainement que si on est autant restreint en dehors des heures de travail, alors oui, le cadre du travail fait toute la différence.
Ou serait-ce surtout cet écart entre le monde de l’économie et celui de la culture qui se manifeste encore cruellement ici ?
C., 9. März 2021, Köln:
Und die Sonne geht auf und unter und zieht über mich hinweg. Und der Mond geht auf und unter und zieht über mich hinweg. Und die Sterne… und alles… und alles… ist eigentlich ein bisschen langweilig, findest du nicht, Ping?
Waran Wawa am Strand von Titiwu
So fühle auch ich mich nach einem Jahr Corona-Alltag. Gleichzeitig begreife ich bei diesem Gedanken, dass dem Gefühl der Langeweile auch eine gewisse Ironie innewohnt. Haben wir uns nicht alle nach mehr Ruhe und Zeit zum „Runterkommen“ gesehnt, nach unserer eigenen Mupfel? Sind wir nicht ohne den ständigen Unternehmungsstress, und womöglich sogar selbst auferlegten Zwang zu kultureller Teilhabe, endlich aus dem Schneider und können uns den „wirklich wichtigen Dingen im Leben“ zuwenden? Das wäre vielleicht tatsächlich möglich, hätten wir nicht so krampfhaft versucht, diese Lücke mit digitalen Verbindlichkeiten zu schließen. Statt einer Abendveranstaltung kann man nun gleich mehrere aneinanderreihen, weil man es vom einen Veranstaltungsort (Sofa) zum nächsten (Sofa) ja nicht weit hat und Essen geht auch nebenbei. Damit hat es ja auch anfangs ganz gut geklappt: der Digitalrausch hat Ablenkung gebracht und der Kulturszene vielleicht das Überleben gesichert. Mut zur Langeweile haben wir nicht gefasst. Zoom ist uns inzwischen vertrauter als die Geräuschkulisse sich füllender Veranstaltungssäle (Stühlerücken, Gemurmel, bloß kein Husten!). Natürlich wollen wir in diesen Zeiten die Möglichkeit ganze Menschengesichter zu sehen nicht missen, aber das digitale Aufbäumen flacht zusehends ab: das Onlinepublikum schrumpft und Lassitüde macht sich breit. Ist nun die Stunde der Mupfel gekommen?
Auch wenn es im öffentlichen Leben gerade in mancher Hinsicht etwas ruhiger wird, so wird doch immer viel los sein, selbst wenn es sich nur um die tägliche Auseinadersetzung mit einer ersehnten Außenwelt handelt. Lehrt uns nicht der Pinguin Ping, der dem Waran Wawa seine Muschel neidet, dass wir uns letztlich immer das am Meisten wünschen, was uns gerade verwehrt bleibt? Jedenfalls haben wir uns noch nie so intensiv nach echter Kulturbegegnung gesehnt. Hoffentlich werden wir sie künftig noch mehr zu schätzen wissen.
Sophia, 16. Dezember 2020
Coronachronik 2.0. Ein kleiner Zwischenstand aus dem Saarland
Da hat mich die zweite Welle wohl wieder nachhause gespült, wenn auch nicht weit über die französische Grenze. Mein Tagesablauf ist ähnlich, viel Kaffee, viel Ruhe und normale Arbeit. Homeoffice wie es im Buche steht.
Nur meine Spaziergänge dehnen sich etwas weiter aus und die Waldluft tut gut nach so langer Zeit.
Habe über zwei Wochen gebraucht, um mich daran zu gewöhnen auf der Straße keine Maske tragen zu müssen, habe ein Seminar über Zoom mitgemacht und auf ein Neues die Normalität vermisst und mich dazu entschlossen Ella in Templin zu besuchen. Es war wunderschön. So echt. Direkte Emotionen, nicht durch das Glasfasernetz verzerrt.
Jetzt bin ich zurück, bin wieder in Quarantäne und warte auf Weihnachten. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich darauf freuen soll, dichte viel und esse Christstollen nach dem Rezept meiner Urgroßmutter. Alles wie immer. Eher nicht.
„Leclerc bleibt geöffnet, wir können an Weihnachten einkaufen gehen“, steht in den Zeitungen, Broschüren zum preiswerten Festmahl, wie jedes Jahr nur mehr so als grenzübergreifender Ausdruck der Resignation.
Zumindest das Frustessen ist gesichert, die Gabel voll Rotkraut unter dem Mundschutz hindurch schieben und retten was zu retten ist mit viel Rotwein und Klavier. Das neue Jahr dann nicht knallend, nicht lichtdurchflutet eher trist und neblig, als wolle man sagen: freut euch nicht zu früh, nichts ist sicher.
Ich klinge so pessimistisch, eigentlich will ich das gar nicht. Ich freue mich bloß auf den Sommer. Und eigentlich läuft das Homeoffice echt gut. Und vor allem meine technischen Fähigkeiten haben sich von unterirdisch schon mindestens auf zufriedenstellend verbessert. Der Lockdown ist eben etwas ganz Besonderes und im Endeffekt wird es immer interessant bleiben davon erzählen zu können.
J., 12. November 2020, nahe Montpellier: Frankreich hat sich wieder eine Ausgangssperre gegeben – Deutschland einen Wellenbrecher-Lockdown light. Die Neuinfektionszahlen haben im Oktober in beiden Ländern mit respektive 60.000 und 20.000 Fällen neue Rekordwerte erreicht. Interessanterweise sind es wieder gerade die Franzosen, die sich ohne Murren in ihr Schicksal fügen und die Attestation de déplacement dérogatoire ausfüllen, inzwischen les yeux fermés. Aber auch die Kontrollbeamten scheinen diesmal das ein oder andere Auge zuzudrücken. Obwohl sich die Regierung beeilt hat, die Zahl der bereits verhängten Ordnungsgelder zu veröffentlichen, bleibt der Eindruck.
Von postapokalyptisch anmutenden Straßenzügen ist in der Innenstadt, sowie im südfranzösischen Vorort, nichts zu sehen. Anders als im Frühling schlawenzeln nicht nur Katzen durch die Viertel, sondern auch allerhand SpaziergängerInnen. Die Bilder dieser goldenen Herbsttage lassen sich nicht allein durch die weiterhin geöffneten Schulen erklären. Vielmehr scheinen die Menschen ihre offiziellen Ausgehmöglichkeiten konsequenter zu nutzen. Die Liste ist zwar fast identisch mit der Frühlingsversion, jedoch hat sich der Umgang damit geändert. Die Erfahrungen aus dem letzten Confinement und die Monate danach haben uns gelehrt, dass es möglich und nötig ist, die handvoll Spielräume, die die offizielle Liste hergibt, auch voll auszunutzen. Nicht wenige kaufen inzwischen jede Tomate einzeln, um öfter als eine Stunde am Tag an die frische Luft zu kommen und vor allem: den Kilometer zu überschreiten, der für die Bewegung erlaubt ist. Freiheit muss man sich im Zweifel nehmen. Und längst nicht alle, die sich im Frühjahr umgehend und vollständig ins heimische Office begeben haben – und mitunter seither in physiotherapeutischer Behandlung sind – bleiben dieses Mal ganz zu Hause. Der Anreiz für Firmen, Betriebe und Selbsständige, überzeugende Hygienekonzepte zu entwickeln, war nie größer. Der Eindruck (oder die Hoffnung?) ist jedenfalls, dass der Großteil verantwortungsvoll mit dem Justificatif de l’employeur umgeht. Dem unterschiedlichen Umgang mit dieser zweiten Ausgangssperre liegen natürlich längst nicht nur pragmatische Erwägungen zu Grunde. Für viele war das letzte Confinement spätestens im Rückblick betrachtet eine große emotionale Belastung. Inzwischen hat sich die Nation zwar weitestgehend daran gewöhnt immer und überall Maske zu tragen und es ist klar, dass man 2020 wohl getrost abhaken kann, Corona aber wohl noch nicht. Nun geht es um Resilienz, für die Einzelnen und für die Gesellschaft.
Davon dass in deutschen Großstädten zigtausende auf die Straße gehen, um gegen verhältnismäßig milde Coronamaßnahmen zu protestieren, nimmt in Frankreich kaum jemand Notiz. Stattdessen dreht sich seit Anfang November der Widerstand größtenteils um die Geschäfte, die trotz vorbildlich durchgezogenem Hygienekonzept und unmittelbar bevorstehendem Weihnachtsgeschäft vorerst schließen mussten. So wie übrigens auch Frisöre und Blumenläden. Als dann die ersten Buchhändler verdutzt gegen die Maßnahme argumentierten, indem sie darauf aufmerksam machten, dass die FNAC und diverse Hypermärkte ja auch weiter Bücher verkaufen dürften, beschloss die Regierung kurzerhand die Schließung der entsprechenden Rayons. Damit ist wohl das Buch endgültig in den Brunnen gefallen und letztlich niemandem geholfen. Außer vielleicht dem zweiten A in „GAFA“. Aber auch auf diese Kritik hat die französische Regierung umgehend eine Antwort gefunden: die Meldung über alle erdenklichen Kommunikationskanäle, dass Amazon aus Solidaritätsgründen auf den für den xten November geplanten Blackfriday verzichtet. Tolle Werbekampagne eigentlich.
Man darf hoffen, dass es für die im Frühjahr besonders lieb gewonnenen kleinen Geschäfte bald Zugeständnisse gibt, damit sie ihr Schicksal selbst in die Hände der Concitoyennes und Concitoyens legen können. Die Buchläden und die Gastronomie haben sich schon bestens auf das Abholgeschäft eingestellt. Zu hoffen bleibt auch, dass niemand allein Weihnachten verbringen muss, der das nicht möchte. Noch gibt man sich geduldig.
Die Franzosen sagen gerne wahlweise schimpfend oder zwinkernd von sich selbst, dass sie ein unvernünftiges Volk sind, das klare Regeln braucht. Da wird schon was dran sein, denkt da die mit dem deutschem Migrationshintergund. Aber 2020 war in Frankreich aus ihrer Sicht vor allem durch Solidarität und Pragmatismus geprägt.
Sophia, 3. November 2020, Montpellier :
REconfinement, oder besser: “und es geht schon wieder los, das kann ja wohl nicht wahr sein », wie es bei meinem Opa aus dem Radio schallen würde. Wie ihr alle wisst, sind wir ja seit Macrons Annonce am 30.10 wieder confinés, aka eingesperrt in der Wohnung mit ein paar Ausnahmesituationen, die man wohl besser gut nutzt, bevor einen die chronische Langeweile noch in den Wahnsinn treibt. Und deshalb können wir ja jetzt die Gelegenheit nutzen und diese Chroniken weiterführen, wenn sich der März schon wiederholt.
Ich weiß, wenn es um das confinement geht sagen alle sagen immer, nutz die Zeit doch für dich, aber so viel Zeit mit mir ist mir dann auch zu viel, wo doch jeglicher zwischenmenschliche Kontakt sowieso ein bisschen verloren gegangen ist…ich meine glücklicherweise kann und konnte ich in der Maison ja noch mit so vielen unglaublich tollen Menschen Kontakt haben, aber trotzdem merke ich, dass sich mein Leben seit dem Beginn der Pandemie ja doch ganz schön verändert hat. Wie lange habe ich keine lachenden Menschen mehr auf der Straße getroffen und mir ausgemalt was sie so glücklich macht, wie lange hat mir niemand mehr aufmunternd zugelächelt, wenn ich meine Einkaufstüten nach hause schleppe… Kleine Emotionen, kleine Zeichen von Leben, die ich vermisse und die mich so ein ganz klein bisschen vergessen lassen, dass das Leben doch so schön ist hier in Montpellier, wenn die Sonne Anfang November in der Nase kitzelt und du dir wünschst diese sch*** Maske doch mal absetzen zu dürfen… Ich finde es ja auch geradezu unheimlich mich selbst zu beobachten, wenn ich beim kleinsten Niesen in der Umgebung zusammenzucke, Menschen ohne Maske böse angucke und in der Supermarktschlange unbehaglich von einem Fuß auf den anderen trete, weil ich mich einer Gefahr ausgesetzt fühle… ganz zu schweigen von der unangenehmen Blöße, die ich empfinde sobald ich den warmen, kratzig feuchten Baumwollstoff der Maske mal abnehme, um einen Schluck zu trinken. Wer ist diese Person, kenne ich sie? Das ist dieselbe Person, die sich noch vor ein paar Monaten im Publikum von Konzerten pudelwohl gefühlt hat. Naja, das ist jetzt eh nicht mehr möglich, von wegen abends mal ganz locker einen Cocktail in Beaux-Arts schlürfen, pah, denk dir lieber mal einen halbwegs plausiblen Grund aus, warum du heute schon das zweite Mal einkaufen gehst und bitte vergiss nicht, beim joggen Googlemaps offen zu lassen, damit du ja nicht die 1km Grenze überschreitest…
Anders habe ich mir mein Jahr in Frankreich wohl schon vorgestellt, irgendwie mehr wie mein “Jahr der Freiheit”, bevor ich mich dann ins Leben wage, aber jetzt bin ich quasi kopfüber rein gesprungen und bin mit all der Angst und Verantwortung niemanden potenziell anzustecken, in einer Stadt, die ich à peine kenne und das erste Mal ohne meine Familie und Freunde, mindestens zwanzig Jahre gealtert.
Naja, andererseits darf man sich auch nicht immer so viel beschweren, zumal man durch diese ganze Corona Angelegenheit ja auch einfach mal auf die Probe gestellt wird… man muss kreativ werden und sich seine Wochenenden so gestalten, dass man Spaß hat ohne aus dem Haus zu gehen… seien wir mal ehrlich, dieses ganze Rausgehen finde ich ja auch erst so toll seit ich es nicht mehr darf, ich hatte ja letztes Jahr auch kein Problem damit nach einer Party mal den ganzen Sonntag im Pyjama zu backen (nur, dass jetzt die Party fehlt). Das erste Einsperrwochendende habe ich auf jeden Fall besser rumbekommen als gedacht, Apfelschnecken gebacken und meine abdos mit einer viel zu Motivierten Fitnessinfluencerin trainiert, ein Träumchen. Zum Glück haben meine Mitbewohner (die, die nicht schon abgereist sind) bald mal ihre Prüfungen hinter sich und können mit mir zusammen diesen tollen häuslichen Aktivitäten nachgehen – ein Hoch auf das Plätzchenbacken und auf meinen Mitbewohner, der schon Stricknadeln und Wolle geordert hat!
Ich finde so im Großen und Ganzen ist doch alles aushaltbar und wer außer uns kann schon den nächsten Generationen erzählen: ja damals 2020, da waren wir zwei mal in einem Jahr von der Welt abgeschottet, als wäre das Ende nahe… kleine makabere Anekdote: falls das der Fall ist werde ich den Satz auch nicht mehr los 🙂 Damit viele hoffnungsvolle Grüße aus Montpellier, Sophia
Emilia, 11. Mai 2020, Montpellier: Es ist Montag, eigentlich nichts besonderes, schließlich gibt es diesen Tag jede Woche immer und immer wieder. Das Wetter lässt zwar zu wünschen übrig, aber graue dichte Wolken und anhaltender Starkregen im Frühling sind selbst im Süden von Frankreich nicht unbedingt untypisch. Trotzdem ist etwas anders, man kann es sogar riechen. Denn heute, Montag den 11. Mai beginnt das seit 2 Monaten erhoffte Déconfinement. Die Menschen dürfen wieder vor die Tür, ohne die lästige Attestation, und das sogar länger als eine Stunde und mehr als ein Kilometer vom Haus entfernt. Natürlich ist an Normalität nicht zu denken, aber was ist schon Normalität? Vielleicht ist es ja genau das Ziel eben nicht zum Alltag zurück zu kehren, denn nun haben wir die Möglichkeit auf eine Art Neustart, die Möglichkeit auf Verbesserung unserer Lebensweise, Politik und Ökonomie. Montpellier, was den letzten 2 Monaten einer Geisterstadt glich erwacht langsam wieder zum Leben, natürlich mit Mundschutz und Abstand, aber trotzdem erwacht es. Die Menschen wagen erste Schritte außerhalb des üblichen Supermarktweges, man lächelt sich an, denn wir haben es doch fast geschafft, zum ersten Mal nimmt man den Frühling wirklich war, wow die Bäume blühen ja wirklich toll, und sogar die Boutiquen öffnen wieder ihre Türen. Jeder ist noch ein wenig unsicher, ist es wirklich nicht illegal mich soweit vom Haus zu entfernen? doch glücklich ist jeder. Zwar ist es immer noch ruhig, aber es ist angenehm. Die vielen Plätze, die sonst überfüllt mit Café und Bartischen sind locken nun mit sonnigen Eckchen, wo man sich allein oder mit anderen zum lesen, quatschen, Bier trinken oder nachdenken trifft. Sogar der Place de la Comédie, der während des Confinements nicht von Straßenkünstlern und Menschenmengen beherrscht wurde, sondern nur von patrouillierenden PolizistInnen, füllt sich allmählich wieder. Und in der Abendsonne sitzt sogar ein einsamer älterer Gitarrist und begleitet mit einer schwungvollen, aber auch wehmütigen Melodie den ersten Tag der neuen Freiheit.
Patricia, 6. Mai, Deggendorf: Praktikum via Webcam.
Skypenanruf. Zoom-Meeting. Starleaf-Gruppenchat. Die drei goldenen Wörter, um die sich mein Alltag als Praktikantin während der Corona-Pandemie im Heidelberg-Haus dreht. Nach Verkündung der strikten Ausgangssperre habe ich schnell die Flucht in die deutsche Heimat ergriffen, stets mit der Hoffnung vielleicht doch wieder zurückkehren zu können. Leider hat sich diese Hoffnung nicht bestätigt. Und bei allen anfänglichen Zweifeln, ob es überhaupt möglich ist, über tausende Kilometer und eine Ländergrenze hinweg die Arbeit des Heidelberg-Hauses zu unterstützen, hat sich eines bewahrheitet : Es geht.
Dabei hat sich der Arbeitsalltag einmal auf den Kopf gestellt. Wo vorher noch Veranstaltungsankündigungen geschrieben werden mussten, Einkäufe für den Stammtisch erledigt und Plakate oder Programme erstellt und verteilt wurden, steht jetzt nur noch ein einziges Wort : Zoom. Das digitale Konferenz-Tool hat für mich und das Heidelberg-Haus schon wahre Wunder bewirkt. Auf einmal können die Deutschlehrer ihre Schüler doch wieder sehen, die Maß Bier wird beim Stammtisch eben virtuell an die Webcam geschlagen und dank einer Kooperation mit den deutschen Volkshochschulen können sogar Experten aus Kultur, Gesellschaft und Politik auf der virtuellen Leinwand gastieren. Rund um diese Events haben sich meine Aufgaben also keineswegs reduziert. Jetzt wird eben ein Zoom-Tutorial für die Teilnehmer erstellt, die wöchentliche Réunions gehen via Skype über die Bühne und über Facebook werden natürlich immer spannende News für Sport, Unterhaltung, Literatur, Musik und Tanz an die Freunde des Heidelberg-Hauses verteilt. Natürlich viel aus Heidelberg. Dass ich zum Beispiel Videos geteilt habe, wie man seine Haustiere im « Confinement » am besten bei Laune hält ist nur eines von vielen Dingen, die das Praktikum an manchen Stellen kurios, aber keineswegs schlecht gemacht haben. Im Gegenteil : Ich glaube, ich habe viel gesehen und gelernt, dass mir vielleicht durch die Präsenzzeit entgangen wäre. Wer weiß… Und eine Rückkehr nach Montpellier steht in jedem Fall noch auf dem Plan, genauso wie ein Besuch des Heidelberg-Hauses. Und diesmal dann ganz ohne Zoom 😊
P., 2 mai 2020, Sud de France : J’aime bien le bruit des feuilles qui s’agitent au rythme du souffle du vent. Lorsque je ferme les yeux, je me sens bercée. Et lorsque je les ouvre, je me rends compte que sur un même arbre, chaque branche bouge d’une manière différente, et sur une même branche, chaque feuille a ses propres mouvements. Allongée dans ma chaise longue sur mon petit balcon, c’est ce à quoi je pense quand le mental se calme et que je capte les sons et les images de l’instant présent. Cela ne dure pas très longtemps mais c’est une question d’exercice.
En parlant d’exercice ça me rappelle que j’ai complètement arrêté de faire les petits joggings. En fait, j’ai toujours pratiqué la course à pied régulièrement, mais il y a 1 an environ j’ai décidé d’arrêter. Vous connaissez cette corvée de faire son ménage ? La course à pied me donnait la même impression donc je n’avais aucun plaisir. Alors autant arrêter et manger des fraises ou du chocolat, là le plaisir sera au rendez-vous. Et puis, avec le confinement, l’appel de la course à pied s’est fait entendre, un peu pour déculpabiliser du peu d’exercice physique. Ayant encore quelques réflexes de bonne élève, j’ai répondu à cet appel, et j’ai tenu 2 semaines. Les non-sportifs me diront « bon c’est déjà ça », et les vrais de vrais me diront « en fait ça n’a servi à rien ce que tu as fait ». Ce n’est pas grave, je côtoie principalement des personnes de la première catégorie, et cela m’arrange. Pour ma défense, à la place j’ai pris du temps pour développer des nouvelles activités telles que le tricot (j’en suis au deuxième chausson et celui-là s’annonce plus réussi que le premier), et la couture. Il faut croire que j’ai des talents cachés que je suis en train de découvrir. Alors la couture sans machine à coudre, c’est un peu comme à l’ancienne, un peu comme ceux qui allaient laver leurs vêtements au lavoir, sans machine à laver à l’époque. Bon je reconnais que la comparaison est un peu exagérée, mais ça fait celle qui est « courageuse », on est admiratif. Je souris, mais intérieurement je me dis que quand même, ça irait plus vite de coudre avec une machine. J’ai décidé de coudre un masque, ce n’est pas une idée très originale ces temps-ci, mais le mien sera d’un beau tissu rouge et blanc, un reste de tissu d’une robe qu’une amie m’avait cousue (avec une machine à coudre). On trouve de très bons tutos sur Internet. Par contre, je mets beaucoup plus de temps que ce qui est annoncé, mais ce n’est pas le temps qui manque en ce moment.
Je vais profiter de cette dernière semaine de confinement strict pour avancer dans mes créations mais également pour me poser de temps en temps au soleil, sur mon balcon ou sur mon lit, tout en écoutant ma petite vidéo de relaxation/méditation. J’aime sentir ce soleil qui chauffe sur ma peau, cela fait beaucoup de bien. Nous avons cette chance d’habiter dans une région où le soleil est bien présent. En fait ce sont ces petites choses immatérielles qui sont importantes et c’est bien de savoir les apprécier.
Estelle, le 28 avril 2020, Berghof Kräuter à Heilsbronn : Je vous propose un petit aperçu de notre vie en ces temps exceptionnels. Je crois que nous sommes très chanceux, j’en suis même persuadée.
Ici nous sommes quatorze à la ferme, entre les trois volontaires, la famille, les enfants, qui pour certains ont eux aussi une famille et la grand-mère bien sûr! On ne s’ennuie pas! Malgré la fermeture du Kindergarten, le travail ne manque pas: semer, planter, nourrir les moutons… chaque jour est différent et la saison n’est pas prête de s’arrêter!
En Bavière, les restrictions sont plus souples qu’en France. Les balades sont autorisées sans limites à pied, en vélo, à cheval, tout seul ou accompagné de sa famille ou de ses colocataires.
Depuis ce lundi, le port du masque est obligatoire pour faire ses courses et quelques élèves volontaires ont repris le chemin des écoliers.
Comme il est de coutume, prenez soin de vous et des êtres qui vous sont chers! 🌱
Agathe, 26 avril 2020, Fôret-Noire : Je fais actuellement mon service civique dans la forêt noire dans le Bade-Wurtemberg où je travaille dans l’équipe pédagogique, c’est-à-dire que nous accueillons des groupes d’enfants dans le parc ou nous nous déplaçons dans les écoles. Le fait que nous travaillons aussi avec des crèches et des étudiants fait que le public est très varié, donc le travail n’a jamais été répétitif !
Quand nous accueillons des groupes, nous faisons une randonnée dans la forêt au cours de laquelle nous proposons des jeux et des activités. La forêt noire a des paysages magnifiques dont on ne se lasse pas !
Heidi, 24. April 2020: Mit der Corona-Pandemie hat eine neue Grußformel Einzug gehalten, mit der seit Wochen quasi rituell E-Mails, Fernseh-Nachrichten und der kurze Plausch über den Gartenzaun beendet werden: Bleiben Sie gesund! Grammatikalisch betrachtet ist diese Formel ein Imperativ, also eine Aufforderungs- und Befehlsform. Und tatsächlich: Wir tun alles, um dieser Aufforderung nachkommen.
Schnell und eindeutig haben Politik und Gesellschaft in der Corona-Krise Schwerpunkte gesetz: Die Gesundheit des Einzelnen und der Schutz des Gesundheitssystems wurden zur obersten Priorität erklärt. Noch nie wurden in der Bundesrepublik derartig einschneidende Verordnungen verhängt; selbst die mächtigsten Wirtschaftzweige blieben nicht verschont. Und wir, die Bürgerinnen und Bürger, haben uns bereitwillig gefügt und tun dies immer noch. Es geht ja auch um unser aller Gesundheit! Es geht darum, Leben zu retten! Das ist der große gemeinsame Nenner, der diesen einzigartigen Lock-Down möglich gemacht hat. Jede und jeder kann hier seinen oder ihren Beitrag leisten!
Die einen bleiben Zuhause, beschulen Kinder und nähen Mundschutzmasken; die anderen erhalten die relevanten Säulen des Systems aufrecht. Ich staune über die ungeheure Dynamik, die das große Thema Gesundheit mit den Untertiteln „Wir retten Leben“ und „Wir kämpfen gemeinsam gegen das Virus“ freigesetzt hat! Die neue Grußformel beschwört gleichsam die gemeinsame Sache: Bleiben Sie gesund! Bleibt gesund! Bleiben wir alle gesund! – Ja, das machen wir, das versuchen wir, „no matter what it takes“. Großartig, wie wir darin vereint sind. Und gleichzeitig wundere ich mich doch ein wenig über diese vehementen Weichenstellungen in Richtung „Gesundheitsschutz“. Ansonsten sind wir da ja nicht ganz so konsequent.
Wenn es uns so ernst ist damit, warum verkaufen dann Supermärkte seit Jahren Produkte, die eindeutig gesundheitsschädlich sind, weil sie hauptsächlich aus Zucker bestehen? Warum ertragen wir Fluglärm, Autoabgase und Pestizide, als ob sie gottgegebene Bestandteile des Alltags wären? Kümmert uns die Gesundheit der Kinder und Jugendlichen, die in kongolesischen Minen ohne jegliche Schutzkleidung Kobalt für unser neues Smart-Phone abbauen? Und was ist mit der Gesundheit der vietnamesischen Näherin, die in einem 12-Stunden Tag für unsere Boutiquen die Herbstmode 2020 schneidert? Und wie gesund kann es für die Müllsortierer in Malaysia sein, Berge von deutschem „Recycling“- Müll zu durchwühlen?
Bleiben Sie gesund! Das wünschen wir doch in Wahrheit nur uns selbst und unseren Nächsten hier und heute mit dem Corona-Virus vor Augen. Also gut, im Zweifelsfall auch noch all den anderen, die mich ansonsten anstecken könnten. Heute kommt mir leider kein gefälliger Schluss-Satz in den Sinn. Ich denke, es wird Zeit, meine Corona-Zeiten-Kategorie für eine Weile ruhen zu lassen, sonst wird die noch moralinsauer. So langsam ist es an der Zeit, darüber hinaus zu denken.
Milli, 21. April 2020, Montpellier: So, heute war große Umräumaktion. Das Sofa steht jetzt an der Wand hochkant und der improvisierte Camping-Schreibtisch steht endlich. Platz für Sport hab ich auch. Ich bin gerade ganz glücklich. Nach einem Monat Homeoffice auf gemütlichen Sitzgelegenheiten, sitze ich wieder gerade am Tisch.
Malvina, 20 avril 2020, Paris : En fait le confinement c’est pas si mal que ça, c’est même plutôt bien. Je l’ai commencé en Allemagne, chez moi à Augsburg, et puis voyant la tournure des choses, je suis vite rentrée en France chez mes parents. Après tout, je peux me le permettre, je suis sans emploi depuis quelques mois. Même si c’est vrai que les règles du confinement sont beaucoup plus strictes en France qu’en Allemagne, j’ai quand même beaucoup de mal à comprendre tous ces gens qui passent leurs journées à critiquer la situation actuelle et à se lamenter sur leur sort. Là qu’ils ont « interdiction de sortir », ils voudraient parcourir le monde à dos de cheval et quand ils ont toute la liberté du monde ils restent avachis sur leur canapé tout le week-end. Personnellement, je ne vois pas ça comme une restriction de ma liberté, mais comme une opportunité que me donne la vie pour me recentrer sur moi-même et m’occuper l’esprit de manière positive et enrichissante. Alors je fais une heure de yoga par jour, je fais bien évidemment mon heure de marche quotidienne autorisée pour respirer l’air « frais » et faire le plein de vitamines D. Je prends le temps de parler longuement par téléphone avec les gens qui me sont chers, parce que les textos ça va cinq minutes. Je bosse mon hollandais tous les jours – une langue passionnante ! Vu que je paye mes cours particuliers 25€ les 90min, j’ai plutôt intérêt à m’activer derrière. Je teste toutes les recettes de cuisine possibles et imaginables. Et puis il y a le balcon. Ah, le balcon et sa chaise longue ! Chaise longue sur laquelle on peut faire la sieste ou une partie des activités mentionnées précédemment. Et puis pour occuper les soirées, il y a Netflix. Une chose est sûre, je sortirai du confinement reposée, pleine d’énergie et avec un corps pouvant rivaliser avec celui d’Angelina Jolie !
Martha, 18. April, Cevennen: Pessach digital. Wer hätte gedacht, dass es so viel Spaß machen würde, ein Familienfest über Videotelefonat zu feiern? Ich weiß gar nicht, was ich gemacht hätte, wäre jetzt keine Pandemie ausgebrochen. Ob ich mich hätte einladen lassen oder einfach den Festtag hätte verstreichen lassen. Zu meiner Familie bis nach Berlin wäre ich aber wahrscheinlich nicht gefahren. Das ist von den Cevennen in Südfrankreich aus einfach zu weit weg. Inzwischen hat sich aber einiges geändert. Wo ich vorher vielleicht einmal im Jahr ein Videotelefonat geführt habe, das immer von vielen Störfaktoren begleitet wurde, sodass man nach einer halben Stunde Bildgestottere schon gar keine Lust mehr hatte, habe ich mich, wie alle anderen Menschen auch, inzwischen zur Videotelefonat-Expertin heraufgearbeitet.
Da kam mir dann die Idee Pessach über Video mit meiner Familie zusammen zu verbringen. Eigentlich gilt an Pessach ja Arbeitsverbot, was auch die Nutzung von technischen Geräten verbietet. Aber irgendwie ist in diesem Jahr alles ein bisschen verwirrt und um da Ordnung zu schaffen, was man an einem Pessach-Seder nämlich macht, ist es gut in Verbindung zu treten mit seinen Liebsten und ein Feiertag ist nunmal auch kein Feiertag, wenn man alleine ist. Meine Familie war einverstanden und so wurde mir ein Platz an ihrer Tafel zuteil, wofür ich sehr dankbar bin. Meine Schwester kümmerte sich wie immer um den Ablauf und zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mir einen eigenen Seder-Teller angerichtet. Der Abend war wunderschön, es wurde sehr viel geredet (natürlich auch über Corona), gelacht, gepriesen und gesungen. Wenn ich mitgesungen habe, hat sich das angehört wie die Schulhymne von Hogwarts, wie meine jüngste Schwester meinte, aber nach dem vierten Glas Rotwein fiel das keinem mehr auf. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich mich einmal ganz allein zu Hause betrinken würde. Was ich von dieser Erfahrung mitnehme: Ruhe und Einkehr sind heilsam und schön, aber Kontakt zu Menschen ist sehr wichtig, denn so werden wir lebendig. Aber es muss kein physischer sein. Solange man im Geist verbunden ist, fühlt man sich lebendig. Ich danke Gott für das Internet, das uns verbindet
P., le 15 avril 2020, Sud de France : J’ouvre mon réfrigérateur pour la énième fois de la journée, puis je le referme sans rien prendre. Une petite voix intérieure me dit « non non non, tu n’as pas faim, ce n’est pas parce que tu es chez toi que tu peux manger davantage ». Avec ce confinement, on est tenté de se nourrir à toutes les heures. Je ris de ces préoccupations mineures quotidiennes. Il vaut mieux en rire… Alors oui j’en ris, mais l’activité physique manque. Donc je vais quand même courir de temps en temps, dans le respect du rayon d’1 km et d’1h maximum par jour, afin de compenser la sédentarité du télétravail. Je reconnais que le rayon d’1 km m’arrange bien dans ce cas, car la distance du jogging est restreinte, « c’est bien dommage mais je ne peux pas aller plus loin, alors je rentre ». Et ne parlons pas de la durée maximum que je n’atteins jamais en courant, bien entendu.
Le confinement continue et le curseur du moral se maintient dans la fourchette haute de l’échelle émotionnelle. Je crois que le ralentissement du rythme me plaît, j’ai cette chance de pouvoir faire du télétravail et de pouvoir prendre mon temps. Cette parenthèse est souvent attendue et espérée dans le rythme effréné du quotidien en temps « normal ». Maintenant elle est là, c’est un côté positif de la situation, alors pour ceux et celles qui souhaitaient une parenthèse et qui peuvent en bénéficier de cette façon, profitons-en, en pleine conscience. Cela n’empêche pas le temps de passer aussi vite, mais cela veut dire que nous nous sentons bien dans l’instant présent.
J’ai découvert une nouvelle activité : le tricot. Ne nous emballons pas, je ne vais pas tricoter une écharpe dans les semaines qui arrivent, non pas que je n’en sois pas capable, mais les journées qui se rallongent me rappellent que nous allons vers la saison estivale (ma saison préférée). Donc à moins de tricoter un maillot de bain en laine, je ne sortirai pas de chef-d’œuvre prochainement. A noter que l’idée du maillot de bain en laine est à creuser tout de même, tout est possible pour faire le « buzz ». Alors voilà : le tricot. C’est une activité captivante, j’ai mis beaucoup de temps à prendre le coup de main, j’ai dû recommencer plusieurs fois une rangée de mailles, j’ai regardé différentes vidéos, au ralenti en les mettant sur pause, et puis j’ai pris le mouvement et maintenant mes doigts tricotent tous seuls. Je n’irais pas jusqu’à dire que je vais en faire ma passion, mais c’est intéressant et le mental s’arrête quelques instants car il faut être concentré, je vous assure que ça détend. Mon objectif : tricoter une paire de chaussons pour le bébé d’une amie attendu pour fin septembre (je compte large). Des petits trous d’aération sont prévus pour certains de ses doigts de pieds (heureusement que ce sera l’automne et pas l’hiver). Pour être honnête j’espère qu’il sera content malgré les petits trous et les nœuds dans les mailles… Le deuxième chausson sera parfait, c’est promis.
Marc, 14. April 2020, Montpellier: Es ist der Tag nach der Verlängerung des confinement durch Emmanuel Macron, der 14.04.2020. Am Abend zuvor saß ich fast eine halbe Stunde lang zusammen mit einem französischen Freund vor dem Laptop und hörte gespannt zu, welche Veränderungen der französische Präsident verkündete. Dass er das confinement verlängern würde und sämtliche Regelungen so bleiben würden, wie sie bisher gewesen sind, war uns beiden klar. Ich für mich persönlich suchte in den Worten Macrons lediglich nach einem Datum – dem „bis wann“. Irgendwann kam es dann über seine Lippen: Der 11. Mai soll es sein. Meine erste Reaktion darauf war, dass ich versuchte zu rechnen, wie viel Zeit bis zum 11. vergehen würde. Schnell musste ich feststellen, dass meine Versuche zum Scheitern verurteilt waren, da ich gar nicht wusste welches Datum wir denn gerade haben. Gut, das ließ sich schnell nachschauen und dann stand fest 1 Monat zusätzliche Zeit im confinement!
Heute, am Tag danach, sitze ich vor meinem Laptop, schreibe diesen Text und frage mich, wie ich diesen kommenden Monat bewerten soll. Positiv oder negativ? Zum einen bedeutet er, dass ich länger mit einem großartigen Menschen zusammen sein kann, zum anderen jedoch auch, dass ich so schnell nicht in mein altes Leben vor dem confinement zurückkehren kann – voll von Freunden, von Tun- und Lassenkönnen, was man wollte und von Leben können wie man wollte.
Dann stellt sich mir die Frage, ob ich das überhaupt bewerten muss oder will. Ich könnte die Zeit doch einfach genießen und das annehmen, was mir der Tag Gutes tut ohne das ändern zu wollen.
Egal ob positiv, negativ oder ob ich das bewerten möchte oder nicht, innerhalb dieser ganzen Situation bin ich sehr froh nicht allein in meiner WG hier in Montpellier sein zu müssen, da sämtliche Mitbewohner nach Hause zurückgekehrt sind (Kurz zu meinem Hintergrund: Ich bin Erasmusstudent, bleibe für 1 Jahr hier in Montpellier und wohnte mit vier anderen Studenten aus Deutschland, Frankreich und Brasilien zusammen). Ich habe mich dazu entschlossen am 16. März „kurzfristig“ zu eben jenem Freund (Beginn des Textes) „zu ziehen“, da auch er allein in seiner WG gewesen wäre. Wir beide fanden es angenehmer jemanden zu haben, der zur Stelle ist und an den man sich wenden kann, egal bei was!
Was es wirklich bedeutet jemanden um sich zu haben, zeigte mir eine Videokonferenz mit dem Chor, in dem ich hier singe. Eines Abends trafen wir uns auf „Zoom“ – eine Plattform, die Videokonferenzen anbietet und gerade in diesen Tagen sehr populär geworden ist. Jeder sollte erzählen, wie er das confinement durchlebt und welches seine Gedanken dabei sind. Einige erzählten, dass sie arbeiten müssen, andere wiederum, dass sie die Zeit zu Hause mit ihrer Familie verbringen und andere wiederum waren jedoch auch krank und sind wieder auf dem Weg der Besserung. Wiederum andere waren und werden komplett allein sein, fern von Freunden und von Familie und sie müssen ihren Weg in dieser Zeit finden und gehen. Sie beginnen dann mit Gegenständen (Leselampen, Uhren, Kissen oder auch Gießkannen) in der Wohnung zu sprechen, um sich nach so langer Zeit etwas aus dem Kopf und von der Seele zu sprechen. Es hat mich sehr schockiert diese Menschen in diesem Zustand vor der Kamera zu sehen, da ich sie sonst als lebensfrohe Menschen in Erinnerung hatte und sie nun eher dahinvegetierenden fast depressiven Wesen glichen. Für sie war diese Konferenz die Gelegenheit, ja fast eine Erlösung sich mal wieder sozial auszutauschen und die Akkus dieses Bedürfnisses (ich muss spontan gerade an das Computerspiel « Die Sims » denken) wieder zu füllen.
Daraus habe ich gelernt die Gesellschaft zu zweit einfach noch mehr zu schätzen und Kraft aus ihr zu schöpfen, selbst wenn das Leben zu zweit in einer kleinen Wohnung für aktuell insgesamt zwei Monate ohne wirklich geregelten Ausgang doch auch seine Tücken hat.
Den kommenden Monat werde ich damit verbringen für die Prüfungen in der Uni zu lernen, mich weiter der französischen Sprache hingeben und neugierig sein, was mich jeden Tag aufs Neue erwarten wird. 😊
Eine Sache, über die ich jedoch immer wieder nachdenken muss, die mir auch schwerlich aus dem Kopf möchte, da ich sie einfach nicht begreifen kann: Warum kann eine so winzig kleine Sache, wie ein Virus, so immense Auswirkungen auf so unterschiedlichen Ebenen haben?
Claudia, 12. April 2020, Montpellier: Vor Corona war die Weltbevölkerung geteilt zwischen arm und reich, zwischen wärmer und kälter, zwischen Nordhalbkugel und Südhalbkugel, zwischen… Es hat sich schon herumgesprochen, dass diese Aufteilung abgelöst wurde durch die in « Menschen ohne Kinder » und « Menschen mit Kindern ». Aber ich setze noch einen drauf: Ich gehöre in die Kategorie « Menschen mit Kindern, die zusätzlich noch einen Umzug planen ». Ja, so einen Umzug kann man ja auch verschieben, aber bis wann? Und möchte ich ein weiteres confinement in einer Wohnung mitten in der Stadt verbringen oder in einem Haus mit Garten? Unser Umzug erinnert mich an eine Darstellung der Lebensalter in zehn Stufen aus dem 19. Jahrhundert: von der Geburt über den Höhepunkt im mittleren Lebensalter bis zum Abstieg im Greisenalter (und dann folgt der Tod, aber jetzt lassen wir mal die Kirche im Dorf).
Stufe 1: Wir freuen uns über die Gelegenheit, in ein super gelegenes Haus mit Garten zu ziehen.
Stufe 2: Freudig stellen wir fest, dass unser jetziger Umzug leichter wird als der Hinzug nach Montpellier, weil wir hier nun Freunde haben, die sich alle schon als Umzugshelfer angeboten haben.
Stufe 3: Die Schwiegermutter und ihr handwerklich sehr begabter Freund wollen nach Montpellier kommen, um uns mit Babysitten und Werkeln im Haus zu unterstützen.
Dann kam der Abstieg.
Stufe 4 : Der Babysitter-Heimwerker-Besuch wird wegen Corona-Bedenken gecancelt.
Stufe 5: Wir müssen den Umzug ganz alleine während der Ausgangssperre (geschlossene Baumärkte, geschlossene Autovermietungen etc.) organisieren und dürfen niemanden um Hilfe bitten.
Letzteres bedeutet, dass immer nur einer im Haus richtig werkeln kann, weil der/die Andere nur halb oder gar nicht zur Verfügung stehen kann, weil er/sie auf den Sohnemann aufpasst. Ach ja, und die Siesta-Zeiten und einige Abende brauchen wir als Homeoffice-Zeit.
Vor ein paar Tagen stehe ich abends um kurz vor neun in Malerklamotten, mit Rolle und Pinsel in der Hand, mit farbbeklecksten Händen mitten in der gerade fertig gestrichenen Küche, da ruft mich mein Freund an: « Und? Wie läuft’s? Bist du fertig geworden?… Oh toll… Ach, wann ist denn nochmal die Ausgangssperre? » Panischer Blick auf meine Uhr. Es ist sieben vor neun. Ich brauche eine Viertelstunde nach Hause und stehe noch mit Rolle und Pinsel in der Hand, mit farbbeklecksten Händen… « Fuuuuck! (Pardon my French) » fluche ich laut « Muss los! » Lege auf, es ist fünf vor neun. 21h! « F***, f***, f***! » fluchend und hastig – aber soviel Zeit muss sein, am nächsten Tag ist es zu nervig und so hat mich mein Vater erzogen, mit Werkzeugen umzugehen, gegen Erziehung ist kein Kraut gewachsen – wasche ich die Pinsel aus. Schnell die Malerklamotten aus, diese vermaledeite attestation, es ist 20h59, aber ich schreibe 20h50, als würde das etwas ändern.
Zwei Minuten später sitze ich auf dem Fahrrad und rase wie ein Schwerverbrecher auf der Flucht nach Hause. Seitenstraßen fahren? Doch Avenue de Lodève einfach runter fahren? Als mir auf dem Weg noch ein paar einsame Jogger und Fahrradfahrer (nein, keine Pizzaboten, sondern Illegale, so wie ich) entgegen komme, fühle ich mich in der kollektiven Kriminalität etwas weniger kriminell. Und woher kommt denn eigentlich diese Panik? « Couvre-feu! Couvre-feu! » hallt es in meinem Kopf. Da wird mir klar, was hier gerade los ist. Diese panikauslösende Vokabel kenne ich eigentlich nur aus Romanen, die während der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg in Paris spielen und dann auch noch aus der Perspektive von verfolgten Juden oder Résistance-Kämpfern geschrieben sind. Aber ich bin nur eine Küche-Streicherin im Montpellier des Jahres 2020, die wahrscheinlich auf keiner Liste von Verfolgten steht. Nein, ich werde nicht von der Gestapo aufgegriffen, ich werde im ärgerlichsten Fall mit einer amende nach Hause kommen. Es ist nur der Macronsche guerre über uns hereingebrochen, aber kein militärischer. Ich habe gerade ein Haus und eine Wohnung gleichzeitig und nichts davon liegt in Trümmern. Ich trete langsamer in die Pedale und sage mir: « Alles – wird – gut! »
Janina, 11. April 2020, Montpellier: Freiheit oder Freizeit? Ich hätte gerne mehr Zeit. Wie originell – es geht uns doch schließlich fast allen so. Und ich bin auch nicht die Einzige, die sich insgeheim von diesem plötzlichen und so unglaublich umfangreichen Freiheitsentzug so viel mehr Zeit für sich erhofft. Aber geht diese Rechnung auf? Erstmal nicht. Ich stürze mich wie selbstverständlich vom heimischen Frühstückstisch direkt in die Arbeit, halte meine regulären Arbeitszeiten akribisch ein, mutiere zur Effizienzbestie und bin auf ganzer Linie im Krisenmodus.
Tatsächlich fliegen die ersten Tage und Wochen nur so dahin. Ich habe weder mehr Freizeit genossen, als im nicht-confinierten Zustand, noch bin ich eines der lange liegen gebliebenen Projekte angegangen, für die mir doch angeblich sonst die Zeit fehlt. Der viel beschworenen Zwangsentschleunigung habe ich mich augenscheinlich bisher geschickt entzogen – dabei ist meine Arbeit, jedenfalls nach aktueller Definition eindeutig, systemirrelevant.
Es ist aber nicht dieses Unwort, das mir die Augen öffnet. Vielmehr stellt sich nach der ersten Verlängerung der französischen Ausgangssperre bei mir die Gewissheit ein, dass ich offensichtlich nicht nur Angst um die Welt habe, sondern vielleicht auch ein kleines bisschen vor diesem ominös-abstrakten Etwas, das mir immer mal wieder unter dem Namen Entschleunigung über den Weg läuft. Womöglich, weil das einfach nicht so recht zu mir passen will: ich langweile mich schnell, brauche immer etwas zu tun, immer irgendetwas (und am liebsten in unterschiedlichen Sprachen) zu besprechen, es zieht mich prinzipiell raus in die weite Welt und alleine beschäftige ich mich eigentlich nur gern, wenn ich mich darüber im Anschluss mit anderen ausgiebig austauschen kann. Dennoch habe ich in meinem Vor-Corona-Alltag immer gedacht, meinen Arbeitsrhythmus durch ausgeklügelte freizeitliche Entschleunigungsstrategien ausgleichen zu müssen. Ein Trugschluss?
Als ich meine Arbeitszeit drastisch reduziere, stelle ich tatsächlich fest, dass ich auch mit mehr Freizeit nicht weniger schleunig durch den Tag rausche. Der Zugewinn besteht vielmehr aus der Fülle und dem Abwechslungsreichtum der Aktivitäten, die ich genieße. Vielleicht sollte ich gar nicht so sehr nach Entschleunigung streben, sondern lieber genauer auf das richtige Mischverhältnis achten. Da fällt mir auch mein Karriereanker wieder ein, die Lebensstilintegration. Und die Sache ist auf einmal klar: ich will eigentlich keine ruhige Kugel schieben – auch nicht in meiner Freizeit. Die Freiheit, diese selbstgewählt zu gestalten, ist mir letztlich wichtiger als der zeitliche Freiraum.
Élodie, le 10 avril 2020 : Durant cette période assez exceptionnelle, on prend son mal en patience, on s’occupe de manière différente et on découvre de nouvelles choses !
Je passe pas mal de temps dans mon jardin, à observer les abeilles qui butinent mon pommier, ou encore j’observe les plants de tomates qui grandissent!
Étant cycliste, je suis frustrée de ne pas pouvoir pratiquer mon sport comme je le souhaite, mais la santé de tous est prioritaire, alors on s’adapte avec des cours de musculation, du renforcement musculaire et je peux faire du vélo sur home-trainer également.
Je lis des livres et je m’intéresse davantage aux sujets qui me plaisent.
Lors de mes voyages en Allemagne, j’avais acheté des cahiers d’exercice, je les fais. Je prends régulièrement des nouvelles de la famille qui m’avait accueillie l’année dernière, à Ebersbach an der Fils (BW), on se donne mutuellement du courage dans cette période difficile, et cela me rassure de savoir que tout va bien pour eux, car c’est une partie de ma famille pour moi. Et nous souhaitons que cette situation se rétablisse vite pour qu’en septembre, la ville d’où je suis originaire (Bourg-lès-Valence) et Ebersbach puissent fêter les 40 ans de jumelage qui unissent nos deux villes.
Prenons ce confinement comme une chance de pouvoir faire les choses que nous n’avons pas le temps de faire en temps normal et surtout de comprendre qu’il est très important de prendre soin des uns et des autres, qu’ils soient loin ou non. Restez chez vous ! Bleiben Sie zu Hause !
Heidi, 9. April 2020: Still halten. Der Karfreitag war für meine fromme Großmutter eine ernste, ja heilige Angelegenheit. Außer dem Gottesdienstbesuch im schwarzen Mantel und einem fleischlosen Mittagessen war dieser Tag für sie durch Stille geprägt. Sie konnte es nicht aushalten, wenn wir als Kinder durch den Hof gerannt sind, und ich erinnere mich noch gut an ihre mißbilligenden Blicke und Worte, als sie mich mit meinem Strickzeug auf dem Sofa angetroffen hat. Damals fand ich das sehr befremdlich und fühlte mich ihr insgeheim überlegen, weil ich meinte, solche äußeren Formen für meinen Glauben nicht nötig und derlei Zwänge hinter mir gelassen zu haben. Das deutsche Feiertagsgesetz gibt meiner Oma allerdings insofern recht, als dass der Karfreitag bis heute zu den „Stillen Tagen“ gehört, an denen zum Beispiel das Tanzverbot gilt.
Inzwischen sind ein paar Jahrzehnte vergangen, und wie ich haben sich auch Karfreitage verändert. Man kann ohne aufzufallen im hellblauen Frühlingsmantel in die Kirche gehen, und das fleischlose Mittagessen wird vor allem von Fischereibetrieben und -vereinen propagiert. Ein netter zusätzlicher Feiertag also, der Zeit zum Eierfärben und Wohnung-Dekorieren bietet.
Ausgerechnet in diesem Jahr 2020 mitten im Corona-Shut-Down kommt mir die Stille wieder in den Sinn; vielleicht weil sie als solche fast nicht mehr zu haben ist. Statt der gewohnten Begegnungen im Alltag findet das pralle soziale und kulturelle Leben online statt. Das Internet, schon seit jeher eine unendliche Quelle sinnvoller wie sinnfreier Unterhaltung, platzt förmlich vor neuen Wohnzimmer-Formaten. Für die kommenden christlichen Feiertage stehen gefühlt ebenso viele eigens produzierte Gottesdienste im Netz wie Kirchen im Dorf. Ganz zu schweigen von den unzähligen Blogs, in denen Menschen ihre Beobachtungen und Gedanken zum Besten geben…
Wir tun uns offensichtlich schwer mit der Stille, mit dem Still-Sein und nochmehr mit dem Still-Halten. Ich bewundere Menschen, die in der Lage sind, einfach in der Stille zu sitzen – zwanzig Minuten, zwei Stunden, einen halben Tag. Sie halten die Stille, ja, sie halten die Stille aus.
Im Rahmen eines Achtsamkeitstrainings hab ich das auch praktiziert und musste erkennen, dass es für mich die schwierigste Form der Meditation ist. Still-Sein geht, dafür muss ich nur den Mund halten; aber die Stille halten, nicht davor weglaufen, sie auch nicht umrahmen, sie nicht mal benutzen um zur Ruhe zu kommen – das ist etwas völlig anderes.
Was ist so schwierig daran? Ich muss doch gar nichts tun. Aber genau dieses Nichts ist das Problem. Da von außen keine Reize kommen, bin ich ganz meinen Gedanken und meinem Körper ausgeliefert. Die einen schlagen Purzelbaum im Kopf, der andere meldet sich durch Schmerzsignale in Rücken und Knien. Je stiller es um mich ist, umso lauter höre ich alles, was in mir abgeht. Meist sind es nicht die angenehmsten Dinge, die sich da Gehör verschaffen. Genügend Gründe, doch lieber den mp3-Player zu schnappen und eine Runde im Wald zu drehen.
Wenn es jedoch gelingt, in diesen inneren Turbulenzen still zu halten, auszuhalten, dass nichts zu tun ist – dann kann es passieren, dass die Stille mir etwas zeigt – etwas über mich selbst und das Leben und meinen Platz darin.
Der kanadische Gitarrist und Sänger Bruce Cockburn drückt das in einem seiner Songs so aus:
Bruce Cockburn: „Isn’t that what friends are for?“, 1999
Nothing is pure, nothing is sure; and no matter who we think we are, everybody gets the chance to be nothing.
Heute weiß ich, wie meine Oma mich damals hätte packen können: „Also Heidi, ich glaube nicht, dass du eine Stunde still halten kannst, ohne Strickzeug, Kassettenrekorder und Tagebuch.“ Morgen, am Karfreitag, werde ich es versuchen.
Mathilda, le 9 avril 2020, Orange : Jour 23 ? Jour 12 en fait, concrètement pour moi, puisqu’il y a 12 jours que mes symptômes du coronavirus ont commencé. Au début c’était de la fatigue, pas la petite fatigue d’un lundi soir qui suit un week-end chargé mais la grosse fatigue qui te prend par surprise et t’immobilise soudainement. La fatigue qui te fait passer du tout au tout, à un moment tu arrives à lire, à travailler et à communiquer avec tes amis puis l’instant d’après : rien. Tu te sens vide, et paradoxalement, même l’idée du sommeil te paraît épuisante. Puis il y a eu la fièvre, et les maux de tête intenses. Je tremblais aussi à des moments. Le pire, je pense, c’était le souffle. Ancienne fumeuse, j’ai connu des hauts et des bas avec ma capacité à remplir mes poumons sainement, sans aucun effort, mais là c’était quelque chose de constant et d’effrayant. J’avais constamment l’impression d’avoir fumé un paquet de cigarettes entier et d’être monté en haut d’un escalier tout de suite après. C’était étouffant… Une pression constante à la poitrine qui me ralentissait dans chacune de mes actions et qui épuisait tout mon corps encore davantage. J’avais le sentiment de devoir me concentrer pour respirer à peu près normalement, c’était flippant. Mais à la longue on s’habitue un peu. Je dormais au maximum pour récupérer les premiers jours. Puis arrivée au 6ème, j’avais l’impression que ça allait nettement mieux. Mais c’était un « haut » en fait, parmi d’autres « hauts » et d’autres « bas ». Au 9ème jour je me sentais de nouveau vraiment mieux, comme si j’étais enfin venue à bout de cette saloperie. Et c’est avec beaucoup d’entrain que je me suis remise au boulot et je dois dire que j’étais tellement focalisée sur ce que je faisais et tellement contente de mes nouvelles forces que je ne remarquais même plus ma fièvre. Pourtant j’avais encore de la fièvre, c’est clair. Ma pression au torse a duré 9 jours et ma fièvre 11 jours (autour de 38,5). Hier, enfin, je n’avais plus de fièvre, c’était un vrai soulagement. Bien entendu, puisqu’un bonheur n’arrive jamais seul, la fatigue intense du début et les symptômes ont laissé place aux joies menstruelles. Mais en tout pour tout, c’est une petite renaissance.
Je pense que l’aspect psychologique du fait d’avoir le virus dont tout le monde parle et d’être vouée à un isolement encore plus stricte que celui du confinement a probablement contribué à alourdir l’ampleur de la bataille. Mais cet aspect psychologique a aussi donné un goût encore plus riche et délicieux à la victoire. Je suis dans la tranche de personnes qui « doivent » forcément s’en sortir, donc je n’ai jamais vraiment eu peur. En revanche, j’avais l’angoisse de me dire que chaque jour malade était un jour « perdu » pour mon travail et ma vie. Et le sentiment que tout le monde avançait et que moi j’étais doublement enfermé, doublement confinée. Confinée dans l’appartement de ma mère et confinée dans mon propre corps. L’ironie c’est que j’écris un mémoire de philosophie sur le corps (dans la phénoménologie de Husserl), donc cet épisode m’a permis d’écrire une entrée en matière et il m’a donné des réflexions philosophiques essentielles que je n’aurais pas eu « en temps normal ».
Par ailleurs, j’ai appris à avoir un meilleur rapport à la solitude. Profondément impliquée dans une relation amoureuse avec « un mec de Paris », je me suis mise à ne plus devoir « supporter » le manque de cette personne mais à l’apprécier comme le moyen d’être seule et d’exister seule et plus complétement, de m’enrichir moi et donc d’enrichir indirectement notre relation. Totalement libre de toute interruption sentimentale, je pouvais être à fond dans ma « bulle philosophique ». Puis, j’ai la chance d’habiter avec ma mère, en ce moment, et elle est une personne qui apprécie beaucoup la solitude. Donc nous avons su trouver un équilibre parfait, un calme et une solitude partagée, ponctuée par des interactions spontanées, agréables. J’écris mon mémoire et je lis beaucoup pour cela, mais je recommence à goûter au plaisir égoïste d’écrire et de lire juste pour soi. J’ai terminé un livre merveilleux l’autre jour de Jessie Burton qui s’appelle, en français, Les filles au loin. Il y a dans ce livre une très belle évocation de la solitude comme étant « l’apprentissage d’une chose plus profonde, plus sombre, par laquelle nous sommes tous passés – et si ce n’est pas le cas, elle nous attend – ce moment indélébile où nous nous apercevons que nous sommes seuls. » Par ailleurs, je pense que la solitude donne plus de sens aux échanges et aux interactions en général. Si vous êtes loin de vos proches, et/ou de vos amis, voici l’occasion d’apporter plus de soin à vos échanges. Compte tenu de la situation avec la poste, oublions les lettres. Mais pourquoi pas un mail ou un vrai appel pour changer de l’échange impersonnel par textos ? La solitude pourrait bien être l’occasion pour nous de repenser la fonction de nos échanges sociaux et d’y accorder plus d’importance… Du moins, je l’espère.
Kerstin, 8. April 2020: Ich schicke euch heute ein Foto aus Deutschland, welches die aktuellen Zustände ganz gut beschreibt. Es ist derzeit wirklich schwierig, an Toilettenpapier oder Küchenrollen zu kommen, die Deutschen sind regelrecht besessen, alles aus Zellulose zu bunkern. Es ist nicht mehr normal: hamstern liegt hoch im Kurs. Wir nehmen es mit Humor und wenn man so viel Zeit zuhause verbringt, dann kommt man auf die Idee, die letzten Küchenrollen von der Katze bewachen zu lassen. Sicher ist sicher! Unsere Katze wird sich wahrscheinlich fragen, warum wir jetzt ständig zuhause abhängen und ihre Privatsphäre stören. Aber immerhin ist jetzt immer jemand der, der ganztägig die Futterversorgung sicherstellt. Lasst euch das Leben in Zeiten der Ausgangssperre nicht zu schwer fallen und bunkert lieber Schokolade als Klopapier. Liebe Grüße und bleibt gesund!
Lena, 7. April 2020, Montpellier: Wochenlang zu Hause bleiben, keine Freunde mehr treffen, nur noch für das Nötigste das Haus verlassen und strenge Sicherheitmaßnahmen einhalten – wenn mir jemand gesagt hätte, dass mein März beziehungsweise April hier in Montpellier so aussehen würde, hätte ich ihn vermutlich nicht ernst genommen oder ich hätte mich wie in einer schlechten Version von einem der Horrorfilme gefühlt, die ich mir ohnehin nicht anschauen kann. Gerade für diesen März und April hatte ich nämlich eigentlich ganz andere Pläne. Einige Wochen vor der Ausgangssperre hatte ich begonnen, am Wochenende kleine Ausflüge in die Umgebung zu machen: Pic Saint Loup, Palavas, Saint-Guilhem-le-Désert und Pont du Diable… Auch die Camargue und die Calanques de Marseille sowie verschiedene Städte wie Toulouse, Marseille und Barcelona standen eigentlich noch auf meinem Wochenendprogramm. Mein Ziel war es, von der sonnigen, warmen, aber noch nicht allzu heißen Jahreszeit, in der es noch nicht massig Touristen gibt, so gut wie möglich zu profitieren, um die Umgebung des Ortes zu entdecken, an dem ich jetzt seit bereits 7 Monaten lebe. Außerdem bin ich sowieso jemand, der gerne unterwegs ist, viel unternimmt und schlecht einfach mal gar nichts machen kann – « chillen » ist also nicht so mein Fachgebiet. Neben dem zum Teil auch intensiven Arbeitsalltag habe ich mich deswegen auch viel mit Freunden getroffen, Musik und Sport gemacht, mir Ausstellungen angeschaut und war eigentlich immer irgendwo unterwegs – zum Teil sogar so oft, dass es mir fast zu viel wurde. Das confinement, das ja zuerst nur für zwei Wochen angesetzt war, hat mich deshalb erstmal zu einer wortwörtlichen Vollbremsung gezwungen. Keine sozialen Kontakte mehr, Homeoffice und Ausgangsbeschränkungen sind natürlich sowieso erst einmal etwas, woran man sich gewöhnen muss, vor allem wenn man sonst eigentlich das völlige Kontrastprogramm lebt und die Begegnung mit Menschen sucht. Obwohl mich die Idee einer Ausgangssperre zunächst nicht sehr begeistert hat, musste ich nun doch mit der Zeit feststellen, dass es mir eigentlich ganz gut tut, mich nicht mehr so viel Stress auszusetzen und mehr Zeit für mich zu haben. Meinem Alltag versuche ich so viel Struktur wie möglich zu geben: Morgens stehe ich zur selben Uhrzeit auf wie normalerweise auch, nur dass ich eben nicht mehr zur Arbeit ins Heidelberg-Haus gehe, sondern von meinem Homeofficeplatz aus arbeite.
Bevor ich mich dort hinsetze, versuche ich jedoch, eine Stunde Zeit für mich einzuplanen. Diese Einheit nenne ich activité physique, so wie es auch auf der Attestation de déplacement steht, die man draußen immer dabei haben soll. Ich nehme mir jeden Morgen diese eine Stunde Zeit, um mich ein bisschen zu bewegen und etwas ganz für mich alleine zu tun. Entweder drehe ich mehrere morgendliche Joggingrunden (natürlich alles im Radius von einem Kilometer) oder ich mache ausführlich Yoga (wofür ich sonst nie genug Zeit hatte). Diese eine Stunde nur für mich hilft mir, mit einem positiven Gefühl in den Tag zu starten und mich zu motivieren.
Den Tag über arbeite ich von zu Hause aus für das Heidelberg-Haus, wobei wir uns durch tägliche Skypekonferenzen auf dem Laufenden halten. Obwohl ich mich zugegebenermaßen noch an die Homeoffice-Situation gewöhnen muss und es mir am Arbeitsplatz deutlich leichter fällt, mich zu konzentrieren, versuche ich doch, kontinuierlich dabeizubleiben und meine Aufgaben zu erledigen. Die Zeit, die von meinem Tag sonst noch übrig bleibt, versuche ich so gut wie möglich zu nutzen: mit Verwandten und Freunden telefonieren (aber nicht so, dass es zu viel wird), ausführlich Geige üben, mal etwas anderes als in 15 min schnell zusammen improvisierte Gerichte kochen oder einfach in der Sonne sitzen und lesen (diese Leidenschaft von mir kam vorher ebenfalls oft viel zu kurz).
Langeweile? Kommt bei mir eigentlich nie auf und wenn doch, nutze ich sie dazu, mein sonst sehr unordentliches Zimmer einmal gründlich aufzuräumen und auszusortieren oder ich schaue doch einmal eine Serie oder einen Film. So ein confinement lässt sich also doch aushalten – und das sogar besser als gedacht! Natürlich vermisse ich es, meine Freunde zu sehen und mich frei bewegen zu können, aber für mich versuche ich, die Situation so positiv wie möglich zu sehen und als Chance zu nutzen, Prioritäten neu zu setzen, im Moment zu leben und diesen zu genießen. Außerdem hoffe ich, dass wir alle aus dieser Krise lernen werden, die Verbindungen untereinander zu stärken und solidarisch im Umgang miteinander zu sein, so wie es sich zum Beispiel beim täglichen Applaus für das Krankenhauspersonal zeigt oder bei der Aufnahme von französischen Patienten in deutschen Krankenhäusern. Kleine Gesten, durch die wir merken, dass wir nicht alleine sind und diese Krise gemeinsam überstehen können. Außerdem hilft uns die Krise dabei, Dinge über uns selbst herauszufinden, sie hilft uns dabei, uns neu bewusst zu machen, was wir selbst brauchen und was uns wichtig ist.
Nadine, 6. April 2020, Südfrankreich : Und täglich grüßt das Schuppentier…
Die Corona-Zeitschleife
bestimmt seit nahezu drei Wochen immergleiche Tagesabläufe. Ratgeber
schärfen uns ein, Strukturen einzuhalten, damit wir nach dem Virus nicht
zum orientierungslosen Faultier mutieren (ganz zu schweigen vom in
Verruf geratenen Hamster). Wie lange es bis dahin dauert, ist ungewiss,
aber als Familie mit drei Kleinkindern ist es alles außer langweilig.
Von zäh dahin fließenden Museminuten, die Raum für neue Projekte und
Liegengebliebenes ließen, träume ich weiterhin. Dafür perfektioniere ich
Überlebensstrategien und somit stehen Schlag 12 die dampfenden Teller
auf dem Tisch (statt Schuppentier gibt es Artischocken, sieht ersterem
täuschend ähnlich und man erkennt an wie kostbar schräger Humor in
trostlosen Zeiten ist). Soweit zur Struktur. Ich könnte ein Kochbuch
über gesunde Ernährung in Krisenzeiten schreiben, oder doch lieber einen
Vergleich zwischen Macrons Kriegsrhetorik und Merkelschem Konjunktiv??
In
jedem Fall genießen wir die « quality time » im Quintett und leisten
unseren winzigen Beitrag zur Eindämmung der Krankheit. Das
Reihum-Riechen an frisch gepflückten Erdbeeren vom Bauern versetzt uns
in kollektive Proust-Extase. Zwischendurch dürfen sich die
Kindergartenkinder wieder ausgiebig zoffen, während das Baby einen
Wachstumsschub mit Schlafmangelnächten durchläuft. Nach uns die
Sintflut. Tatsächlich war bislang das nasse Element für unseren
Küstenort die größte Bedrohung. Wir sind also ein klein wenig
quarantäneerprobt und wissen, wie es ist, wenn die Straßen unpassierbar
und wir von der Außenwelt abgeschnitten sind. Doch Überschwemmungen sind
sichtbar und zeitlich überschaubar, die Epidemie mischt die Karten neu.
Heute sind wir privilegiert, da der 1km-Bewegungsradius uns Auslauf bis
an die Strandpromenade gestattet. Robinson Crusoe lässt grüßen und wir
winken dem Polizeihubschrauber auf Erlösung hoffend zu. Für die
ernsteren Schulfächer setze ich mich mit der schnörkeligen französischen
Kursivhandschrift auseinander und komme an meine (nervlichen) Grenzen.
Über WhatsApp quillt der tägliche Infokanal mit pädagogischen Hinweisen
über und ich habe schon vor geraumer Zeit auf Durchzug geschaltet. Die
Kinder lernen jetzt fürs Leben, zum Beispiel Händewaschen, Pétanque und
Resilienz… Vielleicht ist es daheim wirklich am Schönsten? Wir bleiben
zuversichtlich.
Céline, le 5 avril 2020 : Beaucoup de gens ont du mal à vivre confinés tout en étant confrontés à un tas de contraintes, que ce soit le télé-travail, les enfants à canaliser ou un(e) conjoint(e) à satisfaire. Du coup, j’ai presque mauvaise conscience de partager mon quotidien avec vous.
Je suis une privilégiée. Et comment croire que tout ce qui me pesait il y a encore quelques mois s’est transformé en positif dans ma vie actuelle. La solitude au quotidien, l’isolement, une société peu chaleureuse (au premier abord!), l’absence de conjoint et d’enfants à mes 39 ans m’ont poussée ces derniers mois à me lancer dans le dessin et les études du tarot de marseille. Toutes des activités casanières et en solitaires. Mon quotidien est donc le même qu’il y a 3 mois ! Au lieu de me sentir confinée, je vis un précieux moment avec mon „moi“ créatif. Pour couronner le tout, j’ai renoncé à mon travail fin février. En vue de la situation actuelle, mon nouvel employeur a repoussé mon entrée pour le moment. Je suis donc bel et bien en vacances, en moment sabbatique, sans soucis (ni d’argent car seule, on vit avec peu), un peu comme en lévitation, suspendue dans le temps, dans une bulle. Et j’en rajoute encore : je vis en Allemagne. La situation est présentée de manière factuelle, objective. Les gens sont en majorité disciplinés. L’état a débloqué des aides financières pour les personnes en détresse. Rien n’est parfait, on s’entend. Mais je me sens fière de vivre en Allemagne, de faire partie d’une société plus froide, moins émotive mais du coup plus sereine. J’ai vécu au Mexique. Je connais donc des circonstances, où les gens vivent au jour le jour, à vendre des chewing-gums entre les voitures au feu rouge ; de vieux indigènes, aux chaussures abîmés, aux chemises déchirées, assis sur les marches d’une église à vendre des bricoles pour manger dans la journée, laissés seuls devant leur destin. Dans un système de santé certes national, mais médiocre, où les fonds sont détournés, les médias encore plus corrompus et les mesures qu’à moitié. Bref, des gens sans structure salvatrice comme la nôtre. Même si elle est beaucoup critiquée, elle fait ses preuves en ce moment.
Non, je me sens en sécurité sur tous les plans. Et j’observe. En Allemagne, il y a autant de virologues qui démontrent (factuellement) d’autres aspects et questionnent les mesures et le tralala médiatique, sans pour autant entrer en révolution et à critiquer farouchement, ne rajoutant donc pas au drame comme je l’observe dans d’autres pays. Les gens réfléchissent, emmagasinent les informations et tentent de se former une idée propre. J’ai l’impression qu’il y a moins d’intrigues qui viennent interférer, et on se concentre sur le moment (évidemment avec exceptions des chaînes à drames sociaux qui vivent de ça!). Je ne vous parle pas de ma routine quotidienne – peu intéressante. Je m’interroge plutôt sur le fameux 2012. A l’époque au Mexique, on parlait de la naissance d’une nouvelle humanité, plus aimante cherchant la paix et l’équilibre sur tous les plans. Ils décrivaient d’une période d’environ 20 ans. Cela a mis donc 8 ans (pour commencer), mais que s’est-il passé dans ces 8 ans? Un tas incompétents en politique qui activent les peuples à réfléchir, des scandales enfin mis à jour (#metoo) et l’émancipation de la communauté LGBTQ, donc l’éveil de la tolérance et de la liberté. J’avais imaginé une guerre pour déclencher la chute de notre système pour en reconstruire un meilleur. Finalement, on garde nos toits sur la tête, nos hommes (frères, pères, fils) à la maison, loin de nombreuses horreurs. Pas pour tout le monde et pas dans tous les pays, bien sûr. Finalement, cette transition se fera donc dans la médiation, dans l’attente, dans la paix et réellement dans une entre-aide internationale ? En tout cas dans ce coin du monde ? Malgré toutes les difficultés présentes et à venir, quelle chance !
Voilà pour mes réflexions „confinées“. Il y a certainement aussi chez les gens moins fortunés que moi qui trouveront du positif dans tout ça ! Je vous le souhaite. Voilà mon conseil, du fond de mon canapé, de mon espace privilégié, je l’entends.
Camille, le 4 avril 2020, Toulouse : Quand je regarde le JT allemand, la Tagesschau, je le trouve aussi sobre que d’habitude. Entre Covid-19 et la météo, ce format de 15 minutes chrono parle aussi de sujets autre que la pandémie ; cette fois-ci des réfugiés en Grèce. Ayant regardé assez régulièrement le JT français ces dernières semaines, ces quinze minutes ont un effet presque thérapeutique sur moi : la voix familière de Susanne Daubner est apparement pour moi synonyme de stabilité. Et si elle me parlait un peu de la France ? Dans l’ensemble, je n’ai pas l’impression que les médias allemands parlent beaucoup du pays voisin. Je n’ai évidemment pas fait de recherche empirique, c’est simplement ce qui ressort des discussions que j’ai eues avec ma famille en Allemagne. En France, parle-t-on davantage de l’Allemagne ? Probablement pas non plus. Et ce n’est pas surprenant en soi. En période de crise sanitaire, chacun observe d’abord son propre état de santé. Je vais tout de même y prêter un peu plus attention.
Pas plus tard que le lendemain, dans le JT français, ils disent qu’en Allemagne, on est systématiquement testé lorsqu’on a des symptômes du Covid-19. J’appelle ma famille et elle me confirme ce que je pensais : ce n’est pas tout à fait vrai. Selon elle, il ne suffit pas d’avoir une toux sèche ou de la fièvre pour être testé (même si on est évidemment obligé de rester chez soi pendant 15 jours) ; il faut aussi avoir été en contact avec une personne ayant été testée positive, faire partie du corps médicale ou d’une catégorie de personnes à risques. Le copain de la meilleure amie de ma sœur est flic. Il a dû insister pour se faire tester pour ensuite attendre le résultat pendant six jours. Résultat : positif. Il s’était isolé dès le départ. Dans son cas, le test n’a pas changé grand-chose (si ce n’est qu’il apparaît désormais dans la statistique). Certes, il ne s’agit que d’un exemple, mais il ne faut pas se faire d’illusions non plus.
Dans ce même JT, le premier ministre doit répondre aux questions des Français. Pas moins de trois fois, il doit donner son avis sur la question du nombre plus faible de morts du Covid-19 outre-Rhin. Même si je me pose moi-même cette question, je suis gênée. Comment répondre à cette question en 30 secondes ? Résultat de l’exercice : comme nous tous, il ne connaît pas LA réponse. C’est donc celle proposée en introduction qui reste en tête (les testes systématiques). Une fois de plus, la comparaison avec l’Allemagne, telle qu’elle est faite dans ce JT, semble révélatrice d’un phénomène que je pense avoir observé auparavant : la comparaison sert principalement à démontrer les faiblesses présumées du propre pays et à critiquer le gouvernement. On fait des raccourcis et il y a comme une pointe de rose dans la perception du pays voisin.
Ce n’est heureusement pas dans ce même but que ma voisine prend mes nouvelles. Dans la situation actuelle, peut-être plus encore qu’en temps normal, le défi est le même pour nos deux pays : face au virus, ce qui nous distingue paraît dérisoire comparé à ce qui nous unit. Les Français et les Allemands le savent très bien !
Emilia, 3. April 2020, Montpellier: Wie bitte, Monsieur? Das war meine Reaktion als Macron am Sonntag nun vor fast schon drei Wochen das zweiwöchige confinement ausrief. Klar ist eine Ausgangssperre, neben der Suche nach dem Impfstoff, wohl eine der besten Ideen, um die Corona-Epidemie einzudämmen. Aber mal ehrlich, ich wohne erst seit zwei Monaten in einer neuen WG mit zwei Französinnen, die ich noch nicht super gut kenne und vier Katzen, die zwar süß sind, aber auch super anstrengend sein können. Zudem ist mein Zimmer klein und hat nie Sonne.
Beste Voraussetzung für zwei oder noch mehr Wochen Quarantäne? Jap. Und ich bin froh hier zu sein. Ja, ich bin noch nicht verrückt geworden und wenn man sich ein bisschen an die Situation gewöhnt hat, dann findet man tatsächlich immer was Neues, um sich zu beschäftigen. Ich kuschle mit den Katzen, koche gemeinsam mit meinen Mitbewohnerinnen Lasagne und backe Kekse, arbeite als Freiwillige des Heidelberg-Hauses im Homeoffice, versuche mich an sportlichen Verrenkungen und Meditation (wobei das Letztere mir nicht wirklich gelingt) und genieße auf unsrem kleinen Balkon die Sonne.
Abends sitzen wir gemeinsam mit einem Bier am « Kreativtisch » und versuchen dessen Namen gerecht zu werden. Es wird geschrieben, Beutel bestickt, gemalt oder einfach nur seinen Gedanken nachgehangen. Klar, ich wäre jetzt gern am Meer, aber das liegt leider nicht in meinem 1km-Umkreis, in dem ich mich vom Haus wegbewegen darf. Dafür ist der Gang zum Supermarkt mein absolutes Highlight des Tages. Dass ich eine Attestation, eine Begründung für meinen Aufenthalt im Freien, brauche, daran hab ich mich trotz allem noch nicht gewöhnt und werde wahrscheinlich auch die nächsten Wochen immer wieder nochmal zurück gehen müssen, um sie zu holen, weil ich es mal wieder vergessen habe.
Patricia, 2. April 2020, Überlingen: Ein sehr seltener Anblick in Deutschland – leere Autobahnen. Kilometerweit kein schnarchender LKW vor einem, kein drängelnder BMW-Fahrer hinter einem, kein Stop-and-Go in der Baustelle. Man darf es nicht zu laut sagen, aber ein paar kleine gute Seiten hat die Krise nun doch an manchen Stellen. Ich fahre von meiner Heimat, einem verschlafenen Dorf in Niederbayern, an den Bodensee, genauergesagt in die Kleinstadt Überlingen zu meinem Freund (ja, das darf man noch 😊).
Auch hier ist natürlich kaum jemand zu sehen – ein ebenfalls sehr ungewohnter Anblick. Normalerweise drängen sich die Touristen gerade im Frühling dicht an dicht an der Uferpromenade entlang und die Straßencafés füllen sich im Handumdrehen. In wenigen Wochen würde in Überlingen die Landesgartenschau ihre Tore öffnen – der Auftakt wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Hier merke ich zum ersten Mal, wie still die Zeit momentan wirklich steht. Auf dem Land steppt auch ohne Corona-Krise nur bedingt der Bär. Außer den Traktoren und Erntemaschinen, die natürlich momentan auf Hochtouren laufen, begegnet man kaum jemandem, dem man ausweichen müsste. Hier blicke ich jetzt auf eine leergefegte Strandpromenade und bewundere den blau glitzernden See, auf dem kein einziges Boot zu sehen ist. Bei diesem grandiosen Frühlingswetter ein absoluter Once-in-a-lifetime-Moment ! Als ich in den Himmel blicke schwebt ein Zeppelin über mir hinweg mit der Aufschrift « #allefüralle ». Ein eindringlicher Aufruf an alle Seebewohner, sich gegenseitig zu unterstützen, wo es nur geht. Vielleicht neben Abstand und Mundschutz die wichtigste Botschaft in dieser Zeit!
T., 31. März 2020: Wenn Feierabend ist, muss man im Homeoffice besonders aufpassen. Den Zug nach Hause kann man nicht verpassen, « schnell noch ein Einkauf für’s Abendessen » ist ohnehin nicht drin und das Schwimmbad für das abendliche Training seit Wochen geschlossen – wer zwingt mich denn dazu den Rechner runterzufahren und mein Büro hinter mir abzuschliessen? Naja, zum Beispiel die Tatsache, dass ich mich auf dem Küchentisch breitgemacht habe und langsam die Mitbewohner hungrig durch den Raum schlawenzeln, und mehr und mehr in Richtung Kühlschrank schielen. Es ist Zeit, das Feld zu räumen – Platz für Feierabend. Das tragbare Homeoffice-Modell hilft mir, Arbeit und Privates noch zu trennen. Ausserdem läd es mich ein, immer mal wieder den Arbeitsplatz zu wechseln. Immer der Sonne hinterher, oder auf der Flucht vor Geräuschen, wandern wir von der Küche auf die Terasse und wieder zurück auf die Couch. Wenn das alles vorbei ist, muss ich aufpassen, dass ich nicht mit meinem Zeitungsständer statt der Handtasche in den Zug steige…
P. , le 30 mars 2020, Sud de France : « Je n’ai pas le temps » : cette phrase que nous entendons si souvent et qu’il m’arrive aussi de prononcer. Bon, disons que c’est plutôt que nous ne prenons pas le temps, mais cela s’explique très simplement ; en temps « normal » nous avons de nombreuses obligations donc l’agenda est bien chargé. Depuis le 17 mars, premier jour de confinement, le rythme est un peu différent pour chacun. Mes journées sont rythmées avec le télétravail et du temps pour soi. Je ne fais pas davantage de choses mais je les fais plus lentement et c’est agréable de ne pas se presser. Cela commence dès le matin, après avoir entrouvert les volets, quelques minutes de plus passées dans le lit bien au chaud à apprécier le matelas moelleux et la douceur de la couette, tout en écoutant le bruit des feuilles qui bougent au gré du vent et le chant des oiseaux. Dehors c’est calme, et c’est difficile de s’imaginer le contraste avec l’agitation des hôpitaux dépassés qui tournent à plein régime pour sauver des vies. Régulièrement une pensée vient occuper mon esprit, celle du personnel soignant et tous ceux qui nous permettent de continuer à vivre « normalement ».
Installée avec ma tasse de tisane que je remplis régulièrement, je tourne le dos à mon mur vert anis, décidemment je ne m’habitue toujours pas à cette couleur. C’est parti pour le télétravail, tout en étant en contact quotidien avec l’équipe, ce qui permet de maintenir un lien et de partager ses impressions, ses humeurs ainsi que ses idées pour travailler. C’est étrange ce monde qui s’est en partie arrêté, je me dis que je vais me réveiller d’un mauvais rêve, mais les jours passent et c’est la réalité. Quelques messages par ci par là, pour prendre des nouvelles des proches à qui je pense beaucoup, mais pas trop de temps passé sur le téléphone non plus. Un besoin d’être dans l’instant présent, pour vivre pleinement ces moments à soi qui sont précieux. En dehors du télétravail, l’ordinateur est peu allumé, et c’est la pile de livres à lire qui est « attaquée ». Laurent Gounelle, Lori Nelson Spielman ou encore Gilles Legardinier me permettent de m’évader en quelques secondes. Les pages sont dévorées, mon imagination est bien nourrie, mais il faut aussi penser à se nourrir au sens basique du terme, chose que je ne peux pas oublier. La grande question du « qu’est-ce que je vais bien pouvoir faire à manger » est toujours là, et cela demande de la créativité, un casse-tête pour moi. N’étant pas une grande cuisinière, les repas sont simples mais c’est toujours un réel plaisir de manger. Et tant qu’il y a du fromage dans mes provisions, me voilà rassurée, tout va bien. Les repas rythment la journée et les journées défilent. Des actions en entraînent d’autres sans le vouloir ; je nettoie mon balcon et je me rends compte que le rideau pour cacher le vis-à-vis des voisins ne tient pas depuis longtemps déjà, alors me voilà à la recherche d’une solution pour le fixer au mur, avec très peu d’attaches. De quoi occuper le mental d’une manière utile et manuelle. Ce mental qui, en période de confinement, s’en donne à cœur joie avec des pensées en tout genre. L’envie de les canaliser est forte, mais les laisser aller et venir est plus efficace. Et c’est lorsqu’un flot de pensées agitées m’envahit que mes mains se dirigent vers mon clavier, cette fois-ci pas un clavier d’ordinateur mais d’un autre genre. Quelques notes jouées et ce sont mes voisins qui s’en réjouissent, enfin je l’espère. Je décide ensuite de nettoyer ma baie-vitrée et me rends compte que je n’ai pas rangé le placard mural « fourre-tout » depuis un certain temps alors je m’y attèle. On ne s’ennuie pas chez soi, et lorsque le côté enfant joueur veut se manifester, je m’installe devant ma peinture numérotée. Ce n’est pas si facile que l’on croit, cela demande de la concentration et il ne faut pas dépasser.
En habitant dans une résidence, on peut suivre le quotidien des voisins de temps à autre : la télé allumée de la voisine – une dame d’un certain âge – lorsqu’elle ne fait pas la sieste, la musique des voisins du dessous qui ont besoin de décompresser à la fin de la journée, les cris d’excitations du petit garçon d’à côté qui joue et qui aimerait bien sortir… Voilà de quoi faire marcher son imagination juste en écoutant son voisinage. Je m’accorde quelques minutes dehors sur mon balcon pour prendre l’air ; quelle chance d’avoir ce balcon, surtout dans cette période. L’air est plus pur, même si je n’habite pas en centre-ville je sens une différence, et surtout on perçoit une atmosphère spéciale. On entend quelques voitures qui passent au loin de temps en temps, mais le calme domine à toute heure. Et puis quelque chose de particulier se passe chaque jour à 20h, des applaudissements viennent briser ce silence, c’est émouvant et j’en ai des frissons. Je me dis que quoiqu’il arrive, chacun est humain et solidaire avant tout, ça me fait chaud au cœur.
Janina, 29. März 2020, Südfrankreich: Confinement – klingt viel netter als Ausgangssperre oder Kontaktverbot. Und tatsächlich lässt es sich bis jetzt aushalten in unserer Wohnung im Vorort von Montpellier. Ich lebe hier wirklich gern. Es war eine ganz bewusste Entscheidung hierhin zu ziehen und den täglichen Innenstadttrubel gegen einen schnellen Zugang zur Natur einzutauschen : in wenigen Gehminuten bin ich mit dem Hund bei den Flamingos am Etang de l’Or und von hier aus ist man schnell in Carnon am Strand oder zum Wandern in der Garrigue. Dieses Fünfzehntausenseelenstädtchen hat einen lebendigen Kern. Noch vor ein Paar Wochen haben wir auf dem Platz der Mairie in der Sonne an einem Weinfass gesessen und bei einem Glas Viognier hausgemachte Fritten mit Crevetten genossen und das Spektakel um Blumenmarktstände sausender spielender Kinder und nach Terassenplätzen suchender Menschen genossen. Vom Café du Midi bis zum Commerce : alles voll – allen voran unser Stammlokal, das Cav’O. Wir waren nicht die einzigen, die beim Warten aufs Mittagessen die Wahlprogramme der Kandidaten für die Municipales am darauffolgenden Sonntag studierten. Das Foto dieser Momentaufnahme habe ich leider nur in meinem Kopf.
Heute ist Sonntag und obwohl ich mich über das Vogelzwitscherkonzert freue, springt mir sofort nach dem Aufstehen die unübliche Stille ins Ohr. Sonntag ist Markttag und ich habe das Glück, in Steinwurfentfernung alles vorzufinden, was mein Herz begehrt : Landbrot, Lavendelhonig, Paëlla, frische Oliven, Ziegen- und Schafskäse und den Stand der vertrauten Obst- und Gemüsehändlerin. Aber heute liegt kein Geruch von Poulet Rôti, pilgern keine Menschenscharen mit Körben überm Unterarm durch die, und die Marktschreier müssen ihre Stimmen vermutlich jetzt zu Hause trainieren. Der Ort an dem wir leben, wird nicht umsonst der Garten Montpelliers genannt. Um uns herum wird allerhand lokales Obst und Gemüse angebaut und wir sind richtige Locavores geworden, haben unsere Lieblingsproduzenten und Marktgewohnheiten.
Glücklicherweise betreibt unsere Liebligshändlerin einen kleinen Laden, keine 200 Schritte von meiner Haustür entfernt und eine der Auslagefläche für die hiesigen Produzenten. Zwar ist Stéphanie, die immer irgendwie freundlich vor sich hin meckert, während sie die Waren abwiegt, selbst nicht im Laden (ob sie zur Familie nach Spanien gereist ist ?). Aber der Betrieb läuft. Es wäre auch schade um den frischen grünen Spargel und die ersten Lokalerdbeeren, von denen wir inzwischen sicher jeweils fast ein Kilo verdrückt haben. Ausserdem müssen wir so nicht so schnell in den Supermarkt. Zwar gibt es hier einen Lidl, in dem ich mich mit meinen deutschgeprägten Einkaufsgewohnheiten natürlich fast im Schlaf zurechtfinde, aber vor den grossen Hypermärkten graut es mir. Eigentlich habe ich diese Konsumtempel aus jugendlichen Urlaubserinnerungen als durchaus faszinierende Spielwiesen in Erinnerung und auch in meinen ersten Jahren in Montpellier habe ich mich regelmässig dem Druck ausgesetzt, in möglichst kurzer Zeit ohne zu viel Beikauf und auf schnellstem Wege alles in den Einkaufswagen zu versenken, was ich auf der imaginären Einkaufsliste hatte und dann, nachdem die richtige unter gut zwanzig Kassen ausgewählt und der Einkauf abgewickelt war, den Einkaufswagen noch einen Kilometer weit über den Parkplatz bis zu meinem Auto zu buksieren – wenn ich es denn auf Anhieb wiederfand. Vor zwei Jahren bin ich in die Vorstadt gezogen, habe einfachere Wege der Nahrungsbeschaffung kennengelernt und für mich beschlossen, dass ich diese Challenge nicht brauche und die Hoffnung auf persönliche Effizienzsteigerung in Sachen Wocheneinkauf nun ein für alle Mal begraben werde.
Das Confinement lässt sich also ganz gut aushalten. Die sozialen Netzwerke wurde reanimiert, Informationen aus allen Kanälen aufgesaugt und die viele Zeit, die ich vor diversen Monitoren und Displays verbringe – auf Französisch lässt sich das übrigens schön unter « les écrans » zusammenfassen – empfinde ich vielleicht zum ersten Mal nicht als Zeitvergeudung. Im Gegenteil : sie sind mein Draht nach aussen und Inspriration zugleich. Drumherum bleibt allerhand Zeit für Gespräche, die Mahlzeiten werden noch intensiver zelebriert als sonst, der Hund freut sich über ausgiebiges Spielen und einfach Dasitzen und von der Terasse im ersten Stock aus die Strasse beobachten wird zu einer echten Beschäftigung. Kein Schwein unterwegs. Pas un chat ? Nicht wirklich. Mietzi und Kater Mikesch räkeln sich genüsslich auf dem sonnengewärmten Asphalt. Die Strasse gehört diesertage den Katzen.
Dieser neue Alltag hat schnell erste Routinehandlungen gebracht. Er beginnt beispielsweise um 8 Uhr mit einer Tasse Dallmayrkaffee. Zwar nicht aus dem geliebten Büro-Tatort-Mug, aber dafür wird das bunte heimische Geschirr endlich richtig benutzt. Der Vorrat an Kaffee war so grosszügig berechnet, dass er bis zum Osterbesuch meiner Eltern reicht. Die kommen dieses Jahr seit acht Jahren zum ersten Mal nicht mit weissen Hühnereiern zum Färben zu Besuch. Ostereiersuche dieses Jahr per Familienkonferenzschaltung ? Besser als nichts. Wollen wir hoffen, dass wenigstens die Caféterassen wieder öffnen, wenn der Vorrat zur Neige geht…